Vorbericht: 14. Spieltag | FC Hansa Rostock - Rot-Weiss
Essen
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Wer nach dem Aue-Spiel noch Hoffnung hatte, vielleicht
in Rostock für eine Überraschung sorgen
zu können, der wurde am vergangenen Montag eines
Besseren belehrt. Nach 1:4-Rückstand schaffte
Hansa Rostock beim KSC in den letzten 12 Minuten noch
ein 4:4 und zählt damit neben Karlsruhe weiterhin
zum absoluten Aufstiegsfavoriten.
Und noch etwas mag dem einen oder anderen Fan von
RWE bitter aufstoßen: Hansa Rostock hat seine
Wurzeln eigentlich im Erzgebirge, keine 5 km (!) vom
letzten Gegner Aue entfernt. Und wie das Spiel gegen
Aue ausging wissen wir noch zur Genüge.
SC Empor Lauter hieß der Verein bis 1954 und
lag genau vor den Toren von Aue im Süden der
damaligen DDR. Die Ballung von Vereinen wie Aue, Chemnitz
(Karl-Marx-Stadt), Zwickau, Leipzig, Jena, Erfurt
und Dresden im Süden brachte in den Anfangsjahren
des
DDR-Fußballs eine klare Dominanz dieser Region.
Um dies zu verbessern wurde im Jahr 1954 beschlossen,
den Verein SC Empor Lauter nach Rostock umzusiedeln.
Inklusive der Spieler natürlich, von denen jedoch
nur 12 den Standort-Wechsel mitmachten. In Rostock
gab es bis dato keine Profimannschaft, daher war dies
der optimale Standort für den neuen Verein. Gleiches
Schicksal traf übrigens noch weitere Vereine.
Und so nahm am 11. November 1954 der Verein unter
dem Namen SC Empor Rostock seinen Betrieb auf, ganze
drei Tage vor dem ersten Punktspiel gegen BSG Chemie
Karl-Marx-Stadt (0:0).
Nach einer schwierigen Startphase mit einem Abstieg
in die Zweitklassigkeit (1956) und direktem Wiederaufstieg
folgen recht erfolgreiche Jahre. 1962, 1963, 1964
und 1968 wurde Rostock jeweils Vizemeister, 1955,
1957, 1960 und 1967 erreichte man das Pokalfinale,
zu einem Titel reichte es aber nie. Mitten in diese
erfolgreiche Zeit erfolgte 1965 die Umbenennung in
FC Hansa Rostock.
Auch im Europapokal spielte Rostock erstmals Ende
der 60er. In der Spielzeit 1968/1969 bezwang man in
Runde eins des Messe-Pokals, dem Vorläufer des
UEFA-Cups, Nizza, schied dann aber knapp gegen den
AC Florenz aus. Ein Jahr später war Inter Mailand
ebenfalls in der zweiten Runde eine Nummer zu groß.
Nach einem 2:1-Hinspiel-Sieg verlor Rostock das Auswärtsspiel
mit 0:3.
In den 70ern und 80ern bekam die Hansa-Kogge dann
Probleme, verbunden mit Abstiegen und einigen
Zweitligajahren. Einzig 1987 erreichte man noch einmal
das Pokalfinale, unterlag aber auch im fünften
Versuch Lok Leipzig deutlich mit 1:4. Erst kurz vor
Ende der DDR-Zeit fing Rostock sich wieder und schaffte
ausgerechnet im allerletzten Jahr der DDR-Oberliga
1991 (unter der Bezeichnung NOFV-Oberliga, da die
DDR zu diesem Zeitpunkt ja schon nicht mehr existierte)
sowohl die Meisterschaft als auch den Pokalsieg durch
ein 1:0-Finalsieg gegen Eisenhüttenstadt.. Durch
diese späten Erfolge qualifizierte man sich für
die Bundesliga (neben Dynamo Dresden) und den Europapokal
der Landesmeister, in dem man aber gleich in der ersten
Runde am späteren Sieger FC Barcelona scheiterte.
Nach einem wahnsinnig furiosen Auftakt in der ersten
Bundesliga-Saison 1991/1992 (4:0 gegen Nürnberg,
2:1 bei den Bayern und 5:1 gegen Dortmund endeten
die ersten drei Spiele) stand am Ende dennoch der
sofortige Abstieg in die zweite Liga. Erst 1995 gelang
der Wiederaufstieg in die Bundesliga. In den beiden
Jahren danach erreichte Hansa mit jeweils Platz 6
die bisher besten Platzierungen in der Bundesliga
und war lange Zeit die Nummer 1 der ehemaligen DDR-Teams,
bevor Energie Cottbus die Rostocker ablöste.
Den einzigen Titel holte Rostock im Jahre 1998, als
der DfB-Hallenpokal an die Ostsee ging, im DfB-Pokal
erreichte man 2000 das Halbfinale.
Vor zwei Jahren konnte schließlich der zweite
Abstieg in die Zweite Liga nicht mehr verhindert werden
und auch der angepeilte direkte Wiederaufstieg misslang
deutlich.
Diese Saison scheint Rostock wieder auf einem guten
Weg zu sein. Mit 29 Punkten aus 13 Spielen liegt Hansa
punktgleich mit dem KSC an der Spitze und hat bereits
7 Punkte Vorsprung auf den Vierten Duisburg. Mit acht
Siegen und fünf Unentschieden ist Rostock wie
auch der KSC zudem in der Liga bisher ungeschlagen.
Besonders imponierend ist dabei die mentale und konditionelle
Stärke. Hansa drehte in den letzten Minuten bereits
die Spiele in Augsburg (1:1), Köln (2:2) und
gerade besonders beeindruckend Karlsruhe (4:4) und
schoss auch die Siegtreffer gegen Burghausen (1:0),
Offenbach (2:1) und Duisburg (1:0) in der letzten
Viertelstunde. Auch gegen Jena lag Rostock hinten
und schaffte noch den Ausgleich.
Bei RWE dagegen sah es meist anders aus. Gerade die
Schlussviertelstunde ist bei den Rot-Weissen bisher
besonders erfolglos abgelaufen: Kein einziges Tor
wurde geschossen, bereits vier Gegentore kassiert.
Nimmt man die Abstiegssaison vor zwei Jahren als Vergleich
so hinkt RWE diese Saison bereits drei Punkte hinterher.
Damals hatten sie am 13. Spieltag zwar auch erst zwei
Siege eingefahren, aber bei nur fünf Niederlagen
bereits 19 Tore erzielt. Auch daran sieht man, wo
es bisher hapert.
Gegen Rostock scheint die Prognose daher recht eindeutig.
Das beste Team der Schlussviertelstunde trifft auf
das Schlechteste. Auswärts gelang RWE noch kein
eigenes Tor, lediglich ein Eigentor steht zu Buche.
Zudem gab es auswärts nur einen einzigen Punkt.
Rostock hingegen gewann fünf der bisher sechs
Heimspiele und blieb dabei viermal ohne Gegentor.
Einzig Jena holte ein Punkt im Ostseestadion und nur
den Offenbachern gelang neben den Jenaern ein Tor.
Allerdings gibt es vielleicht doch so etwas wie ein
Hoffnungsschimmer. Und der heißt Lorenz-Günther
Köstner. Gegen Aue erst einen Tag im Amt und
damit noch nicht wirklich in der Lage, selber
über Spieler und Aufstellung zu entscheiden,
sollte er nach fünf Tagen Training zumindest
die Spieler nun kennen und bei Aufstellung und im
Spiel wenigstens im Ansatz seine Handschrift erkennbar
werden. Ob es allerdings etwas nutzen wird, werden
wir erst Freitagabend sehen. Immerhin scheint auch
er das Offensiv-Problem erkannt zu haben. Es bleibt
einzig die Frage, mit welchem Personal er dies beheben
will. Paulo Sergio sollte wieder für 90 Minuten
Luft haben, Danko Boskovic absolvierte am Dienstag
zumindest eine Halbzeit den Härtetest im U23-Team.
Auch ein Blick auf die bisher einzigen beiden Spiele
in der Saison 1993/1994 machen Mut. Sowohl zu Hause
als auch an der Ostsee gelang ein 2:0-Sieg. Was gäben
wir, wenn zumindest eine der beiden Serien (immer
gewonnen und immer zu Null) erhalten bliebe.
Die Aufstellung vorherzusagen ist bei RWE diesmal
besonders schwer. Karim Zaza wird nach seinen guten
Paraden gegen Aue im Tor bleiben, die Außenbahnen
scheinen mit Pascal Bieler und dem von seiner Gelb-Sperre
zurückkehrenden Michael Bemben gesetzt. Im Mittelfeld
muss neben dem rot gesperrten Mac Younga-Mouhani auch
Dimitrios Grammozis ersetzt werden, für den nach
seinem Wadenbeinbruch die Hinrunde gelaufen ist. Hinter
Stefan Lorenz steht vielleicht noch ein kleines Fragezeichen.
Er wird aber wahrscheinlich auf den Zahn beißen.
(tj)
Bilderquelle: Bild 1 -3 Hansanews.de,
Bild 4 Jawattdenn.de
.
Informationen für RWE-Fans
Jawattdenn.de
2. Liga-Guide - FC Hansa Rostock
.
Bilanz gegen Hansa Rostock
2.
Bundesliga
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Siege
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Remis
|
Niederl.
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Gesamt
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Heim
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1
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0
|
0
|
1
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Auswärts |
1
|
0
|
0
|
1
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Gesamt |
2
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0
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0
|
2
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