Vorbericht: 8. Spieltag | Rot-Weiss Essen - SC Paderborn
07
Vielfalt, die für sich spricht!
So lautet der Slogan, wenn man sich durch irgendeinen
unerdenklichen Zufall auf die Homepage der Stadt Paderborn
verirrt. Gut, es war nicht unbedingt ein Zufall, ich
hatte schon gezielt danach gesucht. Denn was soll
man über eine Spielpaarung im Vorbericht erwähnen,
wenn man außer einem Stand-up-Comedian so rein
gar nichts mit Paderborn verbindet?
Geboren
am Fluss Pader, das hört sich erst einmal sehr
lyrisch an. Der bekannteste Show-Act aus
Paderborn hat aber mit Lyrik nur am Rande etwas zu
tun: Rüdiger Hoffmann. "Ja, hallo erstmal
ich weiß nicht, ob sie es schon wussten
".
Das, und nicht viel mehr, verbindet man bekanntlich
mit Paderborn.
Aber Paderborn hat eben nicht nur Rüdiger Hoffmann
zu bieten, nein, auf der Homepage der Stadt ist noch
mehr nachzulesen. So sollen angeblich jedes Jahr 2,5
Mio. Tagesgäste in die Stadt kommen, da sich
das touristische Angebot sehen lassen
könne. Warum aber wird hier das Wort TAGESgäste
dann so betont?
Und von einem weiteren Vorurteil muss man sich wohl
verabschieden. Paderborn ist nicht nur die Stadt der
Landwirte, nein, Paderborn scheint auch so etwas wie
Technik zu kennen. Paderborn und das Paderborner
Land bieten ideale Voraussetzungen für genussvolles
Radfahren: Herrliche Landschaften, über 2.000
km markierte Radwege, Sehenswürdigkeiten und
einladende Biergärten. Auf Wunsch radeln Sie
sogar mit Satellitennavigation.. Genussvolles
Radfahren über womöglich von Kühen
und Schafen markierte Radwege? Satellitennavigation?
Ja nee, is klar! Gut, dass dieses Spiel an der heimischen
Hafenstraße stattfindet!
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im Text. Sport ist angeblich das beliebteste Freizeitvergnügen.
70 % der Paderborner und Paderbornerinnen sind sportlich
aktiv und mehr als 120 Sportvereine bieten ca. 110
Sportarten von A-Z an. Was andersherum aber auch bedeutet,
dass die restlichen 30 % mit Sport nichts zu tun haben.
Diese sind es dann wohl auch, die schon seit fast
einem Jahr gegen den neuen Abenteuerspielplatz der
Stadt klagen, weil sie übermäßigen
Lärm befürchten und es nicht genügend
Stellplätze für Traktoren geben soll. Daher
liegt der Bau des Spielplatzes nun schon seit eben
diesem einem Jahr brach.
Aber genug davon, kommen wir zum Sportlichen:
Paderborn ist in seinem, von den Medien oft als verflixt
tituliertem, zweiten Jahr in Liga 2. Doch während
viele andere Aufsteiger von Beginn an gegen den Abstieg
kämpfen, hat Paderborn einen anderen Weg genommen.
In der Hinrunde der letzten Saison waren sie das Überraschungsteam.
Der Lohn dafür: Platz 7 und 26 Punkte nach 17
Spieltagen. Die Rückrunde verlief dann nicht
mehr ganz so erfolgreich, trotzdem stand am Ende mit
46 Punkten und Platz 9 eine souveräne Saison
zu Buche.
Und auch in den ersten Spielen dieser Saison ist nichts
von einem verflixten zweiten Jahr zu sehen. Im Gegenteil,
dem großen FC Kölle wurden beim 2:0 Heimsieg
die Grenzen aufgezeigt (lag dies etwa an der Satellitennavigation?),
Augsburg und Offenbach wurden geschlagen, aus Braunschweig
ein Punkt entführt. Einzig auf dem Betzenberg
verlor man knapp mit 1:2. Und plötzlich winkte
vor dem 07. Spieltag der Sprung auf die Aufstiegsplätze.
Dazu ein Heimspiel gegen Koblenz, nicht wenige dürften
schon von einem Aufstieg in die Bundesliga am Saisonende
geträumt haben. Das dachten sich wohl auch die
Spieler, denn Koblenz schaffte nach Pausenrückstand
noch ein 2:1 und Paderborn verlor damit sein erstes
Heimspiel in dieser Saison.
Schade,
denke ich, denn das erleichtert die Aufgabe von RWE
am Sonntag überhaupt nicht. Die Niederlage kam
leider zur richtigen Zeit, bevor Paderborn und seine
Fans zum Höhenflug ansetzen konnten. Nun ist
zu erwarten, dass sie in Essen wieder mit der nötigen
Bedachtheit auftreten.
Auf beiden Seiten finden sich übrigens alte Bekannte
im Kader. Im Falle von Paderborn ist da Erwin Koen
zu nennen, der nach seinem Abstecher in Aachen vor
ein paar Wochen in Ostwestfalen unterschrieb. Der
ehemalige RWE-Publikumsliebling sah in der Bundesliga
keine große Chance zu spielen, da kam das Paderborner
Angebot gerade recht. Und in den ersten Spielen hat
er durchaus angedeutet, dass er das Toreschießen
nicht verlernt hat, ist sofort zum Stammspieler aufgestiegen.
RWE dagegen lotste bekanntlich vor etwas mehr als
einem Jahr Alexander Löbe und Michael Lorenz
von der Pader nach Essen. In der Winterpause 2005/2006
kam dann noch Danijel Stefulj hinzu.
Die bisherigen Duelle an der Hafenstraße fanden
alle in der Regionalliga statt. Dabei konnte Paderborn
bei fünf Spielen nur zwei Unentschieden mitnehmen,
RWE gewann drei Partien. Das Torverhältnis von
12:8 ist da logisch. Das bisher letzte Spiel fand
am 31. Spieltag 2003/2004 statt. Koen egalisierte
damals die Führung von Donkov, Schoof und Köhler
schossen dann den 3:1-Sieg heraus. Gegen eine Fortsetzung
dieser Serie werden am Sonntag die wenigsten Zuschauer
etwas haben.
Vor der Partie haben beide Trainer Ausfälle zu
beklagen. Auf Paderborner Seite wird Torjäger
Rene Müller wegen einer Sprunggelenksverletzung
fehlen. Er soll durch Thomas Bröker ersetzt werden.
Dazu sind Stephan Maaß und Dennis Schulp nicht
einsatzbereit.
Bei RWE trifft es Paulo Sergio, der nach einem Muskelfaserriss
wohl drei Wochen ausfallen wird, und Victor Hugo Lorenzon,
der bei der Niederlage in Offenbach die gelb-rote
Karte sah. Dafür hat sich Danko Boskovic nach
seiner langen Verletzungspause wieder zurückgemeldet.
Wer allerdings mitbekommen hat, dass Neuhaus Spieler,
die von Verletzungen zurückgekehrt sind, erst
langsam wieder integriert, der wird zu dem Schluss
kommen, dass Boskovic wohl erstmal auf der Bank Platz
nehmen und dann im Spielverlauf wahrscheinlich eingewechselt
werden wird. Für Lorenzon wird vermutlich Michael
Lorenz den Part des Staubsaugers vor der Abwehr einnehmen,
für Paulo Sergio dürfte Wehlage wieder in
die Startformation zurückkehren.
Nach dem schlechten Spiel in Offenbach musste RWE
sich erstmals in dieser Saison einer größeren
und lauteren Kritik stellen. Verein und Spieler werden
die Niederlage also
wiedergutmachen wollen und wie bisher auch einzig
auf Sieg spielen. Der wäre nun auch wieder nötig,
will man den Abstand auf die Abstiegsplätze nicht
vollends einbüßen. Letzte Woche haben viele
Konkurrenten im Abstiegskampf gewonnen, nun also ist
RWE wieder in der Pflicht. Genau vor dieser Situation
standen wir vor zwei Wochen auch schon einmal, bevor
dann der überzeugende Sieg gegen allerdings schwache
Braunschweiger den Druck erstmal wieder nahm.
Dieses Mal könnte man fast von einer Woche der
Wahrheit sprechen, die uns bevorsteht, denn innerhalb
von nur sieben Tagen kommen nach Paderborn noch Frankfurt
im DFB-Pokal und dann Aufstiegskandidat Karlsruhe
nach Essen. Nach diesen Spielen werden wir wohl wissen,
ob wieder eine Zittersaison droht oder ein kontinuierlicher
Abstand zu den Abstiegsrängen bewahrt werden
kann.
Zum Abschluss noch ein kleiner Wunsch: PB ist nicht
nur das Autokennzeichen der Stadt Paderborn, PB steht
in der Chemie auch für das Element Plumbum. Und
für die Nicht-Chemiker unter uns sei gesagt,
dass am Sonntag die Spieler des SC Paderborn eben
solches in ihren Beinen haben mögen und am Ende
für uns Rot-Weisse nur eines heraus kommt: Ein
Ergebnis, das für sich spricht!.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Rot-Weiss Essen:
Zaza Bemben, Kläsener, Hysky, Bieler
M. Lorenz Grammozis, Haeldermans Wehlage,
Younga-Mouhani, Löbe
SC Paderborn 07:
Starke Fall, Brouwers, Djurisic, de Graef
Gouiffe á Goufan, Sinkala Schüßler,
Colinet, Koen - Bröker
(tj)
Quelle Bilder: Bild 1 (www.paderborn.de),
Bilder 2-4 RWE-SCP 07 3:1 Saison 03/04 (jwd)
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