Vorbericht: 5. Spieltag | 1. FC Köln - Rot-Weiss
Essen
Da sind wir dabei, das ist prima, Viva Assindia
ist zu Gast beim FC aus Kölle. Das Spiel
Köln gegen RWE mutet an wie das berühmte
Duell David gegen Goliath. Die Gastgeber sind der
absolute Top-Favorit auf den direkten Wiederaufstieg
in die erste Bundesliga, Liga-Neuling RWE hat, im
Gegensatz zu den letzten drei Auftritten in der zweiten
Bundesliga, nur den Ligaerhalt im Visier. Das traditionsreiche
West-Derby ist dem DSF im Übrigen eine Live-Übertragung
wert. Zuletzt wurde Zweitligafußball mit Essener
Beteiligung vor zehn Jahren live im free-TV übertragen.
Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass RWE bei diesem
Match im Herbst 1996 den VFB Leipzig mit 4:1 besiegte.
Auch Jawattdenn.de meint, dieses Spiel könnte
das Zuschauen im Stadion und vor den TV-Bildschirmen
wert sein.
Schon
ein Blick auf die offiziellen Etat-Zahlen zeigt, dass
die Essener am Montagabend im Rhein-Energie-Stadion
nur krasser Außenseiter sind. Rund 34 Millionen
€ - eine für einen Zweitligisten schier
unfassbare Summe - fahren die Domstädter auf.
Nur gut ein Sechstel davon hat RWE mit ca. sechs Millionen
€ zu bieten. Glaubt man diesen Statistiken, dann
hätten die Kölner alleine so viel Geld zur
Verfügung, wie Essen und Erstligist Borussia
Dortmund (28 Millionen €), einst Mitglied des
deutschen Geldadels, zusammen! Da Geld aber bekanntlich
keine Tore schießt, wollen die Ruhrgebietler
natürlich nicht nur netter Gast im Rheinland
sein, sondern das Punktekonto weiter ausbauen.
Beim FC wird Deutschlands WM-Star Lukas Podolski,
anders als bei den letzten direkten Duellen beider
Teams, nicht mehr die Herzen junger Mädchen verzücken.
Poldi folgte bekanntlich dem Ruf der Bayern nach München,
zehn Millionen € waren ein stattliches Trostpflaster
für den Verlust des wohl besten Kölner Kickers
seit den Zeiten von Pierre Littbarski und Icke Häßler.
Die Kölner wurden bislang ihrer Favoritenrolle
gerecht. Drei Siege fuhren die Domstädter ein,
zwischendurch machten sie aber mit Carl-Zeiss Jena
(genau wie RWE) auch mal schlechte Erfahrungen. Vor
allem zuhause ist das Team von Hanspeter Latour eine
Macht und eine echte Tormaschine. Burghausen und Braunschweig
wurde zusammen neunmal eingeschenkt (sic!). Der Kölner
Sturm sucht in dieser Liga seinesgleichen. Allein
Patrick Helmes traf schon sechsmal, Sturmoldie Matthias
Scherz traf trotz Jokerrolle bereits viermal, hinzu
kommen Youngster Adil Chihi, der dänische Nationalspieler
Peter Madsen und jüngst der Slowene Milivoje
Novakovic, der den Kölnern mal eben satte 1,5
Millionen € Ablöse wert war. Hinter Toptorjäger
Helmes steht aufgrund von Adduktorenproblemen noch
ein Fragezeichen, für ausreichenden Ersatz sollte
aber gesorgt sein.
Wird Karim Zazas Gehäuse also wie zuletzt gegen
Jena zur Schießbude? Gegen den Mitaufsteiger
musste der Marokkaner viermal hinter sich greifen
und sieht sich nun den Kanonieren der Liga gegenüber.
Allzu heftigen Sorgen darf man aber durchaus eine
Absage erteilen: die Abwehr war vor dem Spiel gegen
die Thüringer das Essener Prunkstück und
ließ gegen die illustren Namen Kaiserslautern,
Freiburg, Augsburg sowie im Pokal gegen Erstligist
Cottbus nur einen einzigen Gegentreffer zu. Das Duell
mit den Kölner Topstürmern spornt Essens
Abwehrstrategen sicherlich besonders an. Die bislang
fünf geholten Punkte sind akzeptabel, doch sitzt
der Frust nach dem verschenkten Dreier gegen Jena,
bei dem RWE trotz einer 3:1 und 4:2 Führung nicht
siegte, noch immer tief. Eine Trotzreaktion in der
Domstadt wäre nun besonders wichtig.
Das
Spiel ist etwas für Fußball-Nostalgiker.
In den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Krieg waren
beide Teams große Namen im deutschen Fußball.
Dass Essens bis heute größter Fußballheld
Helmut Boss Rahn die Essener 1959 verließ
und zum 1. FC Köln wechselte, war durchaus sinnbildlich
zu sehen. Die große Essener Ära der 50er
Jahre neigte sich dem Ende zu, die Kölner wurden
hingegen Ende des Jahrzehnts und Anfang der 60er unter
ihrem visionären Chefdenker Franz Krämer
zu einer Vorzeigeadresse des deutschen Fußballs.
In die Bundesligageschichte gingen sie 1964 als der
erste Meister der neuen Liga ein. Diese Erfolgsmarke
kann den Geißböcken selbst der erfolgeverschlingende
FCB aus München nie mehr nehmen.
Rückblick auf die letzten Spiele:
Köln - RWE ist ein alter Westschlager. In der
legendären Essener Meistersaison 1954/55 putzten
die Rot-Weissen den Rivalen vom Rhein in der guten
alten Oberliga West zweimal mit 4:2. In den sechziger
und siebziger Jahren behakten sich dann beide Teams
in der 1. Bundesliga. Aus dieser Zeit resultiert der
letzte RWE-Erfolg in der Domstadt, zumindest was Spiele
gegen den großen FC betrifft. Mit 1:0 siegte
Essen in der Spielzeit 1974/75 in Köln.
1977 kam es zwischen Köln und RWE zu einem Aufeinandertreffen
im DFB-Pokal-Halbfinale. Für RWE war der Einzug
in die Pokalvorschlussrunde einer der wenigen freudigen
Momente dieser Spielzeit, an deren Ende der bis heute
gültige, aber hoffentlich nur vorläufige
Abschied aus der Eliteliga stand. In Köln selber
hielt sich die Freude bei RWE dann auch in argen Grenzen.
Mit 0:4 wurden die Rot-Weissen nach Hause geschickt
und wurden wie zwei Jahre zuvor, damals unterlag man
in Frankfurt mit 1:3 nach Verlängerung, ihrer
Endspielträume beraubt. In der Liga unterlagen
die Essener den Kölnern zuhause zunächst
mit 0:3, errangen aber dann beim 2:2 in Köln
einen Achtungserfolg.
Dann gab es eine lange, lange Sendepause zwischen
den Westrivalen. Bis ins 21. Jahrhundert hinein spielten
beide Vereine niemals in der gleichen Liga. Deshalb
trafen die Rot-Weissen in dieser langen Zeitspanne
nur des Öfteren auf die Amateurtruppe der Rheinländer.
Nach 27 Jahren war es dann aber mal wieder so weit.
In der letzten Zweitligasaison 2004/05 kam es zu zwei
spektakulären Begegnungen beider Teams. Nach
dem 2:2 an der Essener Hafenstraße fühlten
sich die Kölner am Ende als der moralische Sieger,
nach dem torlosen Remis vor über 40.000 Zuschauern
beim Rückspiel in Köln frohlockten hingegen
die Rot-Weissen aus Essen.
Im Oktober 2004 bebte dabei zunächst die Hafenstraße.
Vor deutlich über 20.000 Besuchern hatte RWE
den Kölner Ligastier bereits bei den Hörnern
und nahezu auf dem Boden. Der deutsch-türkische
Doppelpack durch Ramazan Yildirim und Ali Bilgin sorgte
für eine nach 67. Minuten scheinbar beruhigende
2:0-Führung, zumal der FC nach einem Platzverweis
gegen Roland Benschneider in Unterzahl agieren musste.
In der Folgezeit verschenkten die Essener eine noch
deutlichere Führung und vergaben eine Vielzahl
klarer Chancen. Als dann aber das Kölner Eigengewächs
Lukas Podolski nach 88. Minuten am rechten Strafraumeck
zu Fall kam, zeigte Schiri Manuel Gräfe aus Berlin
auf den ominösen Punkt. Das war zumindest ausgesprochen
fragwürdig, was Poldi nicht scherte und er zum
1:2 aus Sicht der Gäste traf. Eine gute Minute
später hätten die Essener Anhänger
wohl am liebsten vor Wut geheult. Erneut war es der
Kölner Jungstar, der nach einer unübersichtlichen
Situation zum Kölner Ausgleich traf. Pikant dabei:
nicht nur Podolski stand abseitsverdächtig. Sein
Sturmkollege Marius Ebbers verdeckte RWE-Schlusmann
Rene Renno aus klarer und auch nicht mehr passiven
Abseitsposition die Sicht. Der Linienrichter übersah
das einfach mal. Einige Wochen später sollte
er übrigens im Fokus staatsanwaltschaftlicher
Ermittlungen stehen, da im Zuge des Falles Hoyzer
auch von Manipulationsversuchen bei der Partie Essen
gegen Köln die Rede war. Dass ausgerechnet dann
der FC sogar Protest einlegte, obwohl zu seinen Gunsten
manipuliert werden sollte, ist wohl ein kleiner Treppenwitz
am Rande. Die Ermittlungen zu diesem Spiel verliefen
letztlich im Sande - was blieb, war ein bitterer Beigeschmack.
Im März 2005 ging es dann im neuen Rhein-Energie-Stadion
zur Sache. Tabellenführer Köln schien für
die in arger Abstiegsnot befindlichen
Gäste aus dem Ruhrpott dabei eine Nummer zu groß
zu sein. Über 40.000 Besucher gingen daher von
leichter Punktebeute für die vom Niederländer
Huub Stevens trainierten Geißböcke aus.
Doch die rund 3.000 sangesfreudigen RWE-Fans durften
am Ende die La-Ola mit ihrem Team zelebrieren. Im
Gegensatz zu den betrüblichen Restwochen dieser
Spielzeit hatte sich das Team diesmal als echte Einheit
präsentiert und mit leidenschaftlichem Kampfeswillen
das 0:0 gehalten, und das, obwohl es schon nach einer
halben Stunde in Unterzahl agieren musste, als Markus
Karlsson wegen einer angeblichen Tätlichkeit
des Feldes verwiesen wurde. Die Essener Fans fuhren
frohen Mutes nach Hause und sollten dennoch in der
Folgezeit bitterst enttäuscht werden. Denn RWE
stieg wie wir alle wissen - ab und die Geißböcke
erwartungsgemäß auf. Nachdem beide Teams
nun die Rückkehr in Liga Zwei erreicht bzw. erlitten
haben, heißt es nun auf ein Neues.
Essens letzter Zweitligaerfolg in der Fremde liegt
zehn Jahre zurück, sogar 31 Jahre der letzte
Erfolg beim 1. FC Köln. Zwei unerfreuliche Langzeitmarken,
die endlich geknackt werden könnten.
(sm)
Bilder: RWE - Köln, Hin- und Rückspiel
Saison 2004/2005
Informationen für RWE-Fans
Jawattdenn.de
2. Liga-Guide - 1. FC Köln
Erlaubt :
bis zu 3 Schwenkfahnen (Fahnenpass)
Verboten:
Jegliche Art der Pyrotechnik
(Quelle: Fanprojekt)
.
Bilanz gegen den 1. FC Köln
DFB-Pokal
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
0
|
1
|
0
|
1
|
Auswärts |
0
|
0
|
2
|
2
|
Gesamt |
0
|
1
|
2
|
3
|
1.
Bundesliga
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
1
|
3
|
3
|
7
|
Auswärts |
1
|
1
|
5
|
7
|
Gesamt |
2
|
4
|
8
|
14
|
2.
Bundesliga
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
0
|
1
|
0
|
1
|
Auswärts |
0
|
1
|
0
|
1
|
Gesamt |
0
|
2
|
0
|
2
|
Oberliga
West
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
1
|
0
|
0
|
1
|
Auswärts |
0
|
0
|
1
|
1
|
Gesamt |
1
|
0
|
1
|
2
|
Gesamt
|
Siege
|
Remis
|
Niederl.
|
Gesamt
|
Heim
|
2
|
5
|
3
|
10
|
Auswärts |
1
|
2
|
8
|
11
|
Gesamt |
3
|
7
|
11
|
21
|
Quelle: Fussballdaten.de
.
|