Vorbericht: 2. Spieltag | Rot-Weiss Essen - SC Freiburg
15 Jahre, eine lange Zeit
Wem sind die Spieler Frank Thommessen und Srdjan
Jankovic bekannt? Kaum 10% der Besucher des Georg-Melches
Stadions am Sonntag würden diese Namen mit Rot-Weiss
Essen in Verbindung bringen.
Dabei sind sie kleine Helden. Sie sind die Torschützen
vom letzten Aufeinandertreffen der morgigen Kontrahenten.
3:0 - ein klasse Ergebnis. Am Ende der Saison sprang
sogar der sportliche Klassenerhalt heraus, der sich
allerdings später als wertlos erwies, weil die
Herren hinter den Kulissen ihre Hausaufgaben nicht
machten. Mehr als 15 Jahre ist dieses Spiel nun her.
Am 9. März 1991 waren die Freiburger noch eine
graue Maus im deutschen Profifußball. Erst zwei
Jahre später gelang den Freiburgern der Aufstieg
in die Erste Bundesliga.
Was danach folgte war eine erfolgreiche Zeit in der
Bundesliga. Ein dritter Platz in der Saison 1994/95
stellte dabei den Höhepunkt dar. Nach Abstiegen
aus der Erstklassigkeit folgten Aufstiege. Spieler
und Ligazugehörigkeiten wechselten beinahe jährlich
eine Konstante blieb. Der Trainer Volker Finke,
der seit über 15 Jahren auf der Freiburger Bank
sitzt, bei Heimspielen ist es auch schon einmal ein
Strandkorb, trotzte den geringen finanziellen Möglichkeiten
und versetzte mit seinen Mannschaften den Breisgau
mehrmals in den Ausnahmezustand. Außerdem gelang
es dem Verein in kontinuierlicher Kleinarbeit das
Stadion zu renovieren und auszubauen. Mittlerweile
fasst es 25.000 Zuschauer und besticht durch seine
großartige Atmosphäre, fast vergleichbar
mit dem Georg-Melches Stadion (wobei sich die Freiburger
über vier intakte Tribüne freuen dürfen).
Doch genug dem Gegner geschmeichelt und in der Geschichte
gewühlt. Sie entscheidet morgen nicht über
Sieg oder Niederlage. Der SC Freiburg stieg vor zwei
Jahren erneut aus der obersten Klasse ab und wurde
im vergangenen Jahr hinter den drei Aufsteigern Tabellenvierter.
Auch in diesem Jahr gehören die Freiburger zu
den großen Aufstiegsfavoriten. Einen Widerspruch
zu vergangenen Jahren ist die veränderte Personalpolitik.
Wurden in den Vorjahren eigentlich gesamte Kader ausgetauscht,
konnte dieses Jahr das Gros des Kaders gehalten werden.
Die Neuzugänge um Cafú, Bencik und Nulle
stopften die einzigen Löcher im Team. Ansonsten
setzt Trainer Volker Finke weniger auf georgische
Talente als auf seinen eigenen Freiburger Nachwuchs.
So gehört die Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt
von 24,4 Jahren zu den jüngeren der Profimannschaften
(zum Vergleich: Rot-Weiss Essen hat einen Altersdurchschnitt
von 28 Jahren). Dennoch verfügen die jungen Freiburger
über viel Erfahrung im Profibereich, so dass
dieses erste Heimspiel ein richtiger Knaller darstellt.
Der Start war allerdings mit einem 0:0 gegen Hansa
Rostock aus Freiburger Sicht nicht zufrieden stellend.
Es gilt nun mit einem Auswärtssieg direkt die
Spitze zu erklimmen.
Verhindern möchte das die andere rot weiße
Elf. Rot-Weiss Essen startete zwar sogar mit einer
Niederlage, erntete aber von allen Beteiligten und
Betrachtern des Auswärtsspiels in Kaiserslautern
viel Respekt. Einzig die mangelnde Chancenauswertung
wurde von Experten wie Otto Rehagel zu Recht kritisiert.
Die Stürmer zeigten Nerven vor dem gegnerischen
Kasten und verpassten in mehreren Chancen den Ausgleich.
Hat Rot-Weiss ein Stürmerproblem? Diese Frage
nach einem Spieltag zu beantworten wäre unfair
und fällt auch schwer, allerdings ist Rot-Weiss
Essen dort sowieso schon spärlich besetzt und
mit Boskovic, Haeldermans und Sergio fallen gleicht
drei Offensivkräfte aus. So würde es nicht
wundern, wenn mit Alexander Löbe nur eine richtige
Spitze aufgestellt wird. Neben ihm dürfte Younga-Mouhani
etwas offensiver aufgestellt werden. Auch mit Kiskanc
im Mittelfeld ist zu rechnen. Ansonsten sollte die
Aufstellung keine Veränderungen zum Lautern-Spiel
aufweisen.
Doch wie gewinnt man gegen die Freiburger. Erst einmal
muss erwähnt werden, dass der SC Freiburg in
der vergangenen Saison nicht gerade durch seine Auswärtsstärke
bestach. Zum Anderen haben die Essener über die
sensationelle Heimstärke in der Aufstiegssaison
zum Ziel gefunden. Es wird ein harter Kampf, denn
der Druck auf die Essener Mannschaft ist bereits jetzt
enorm. Stimmen rund um den Verein werden bereits jetzt
laut, die in den Verstärkungen gute Offensivkräfte
vermissen. Vor allen Dingen die linke Angriffseite
bereitet den Fans Sorgen. Nicht nur diese muss am
Sonntag funktionieren, will Rot-Weiss einen neuerlichen
Start-Unfall vermeiden. Mehr als 15.000
Zuschauer sollten daher wie das Team alles geben,
damit nach dem Spiel der Blick auf die Tabelle im
Videotext nicht mehr so weh tut!
(tp)
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