Spielbericht: Vorbereitungsspiel | Rot-Weiss Essen
- Werder Bremen 0:5 (0:2)
Werder Bremen zu Gast bei Freunden
Nach der WM ist vor der EM. So oder so ähnlich
klingen seit einer Woche die Durchhalteparolen zur
fußballfreien Sommerpause. Doch während
in den letzten Tagen schon die Zeit bis zur nächsten
EM, WM oder gar dem nächsten Länderspiel
heruntergezählt wird haben die allermeisten wohl
vergessen, dass auf dem Weg dorthin die DFL erst noch
zwei komplette Bundesliga-Saisons geplant hat. Eben
die erste dieser beiden wurde am heutigen Sonntag
mit dem ersten live im DSF übertragenen Vorbereitungsspiel
eröffnet. Und kein Geringerer als der Meister
der Regionalliga Nord, Rot-Weiss Essen, sowie der
Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer SV Werder
Bremen gaben sich die Ehre.
Aber irgendetwas scheint da doch zu fehlen, irgendwie
komisch sah das Ganze aus: SV Werder Bremen. Vermutlich
lag es an der fehlenden II, welche uns
doch so manche Saison in der Vergangenheit begleitet
hat. Aber es war tatsächlich die Profi-Mannschaft,
die sich im Georg-Melches-Stadion präsentierte,
und nicht die Zweite. Ein Fingerzeig dafür,
dass Rot-Weiss Essen ein Stück des Weges hinter
sich gebracht hat, den wir alle gehen wollen. Weg
von den Amateuren, hin zu den Profis.
Bei Werder fehlte aber wirklich noch etwas, nämlich
die Nationalhelden. Miro Klose, Thorsten Frings und
Tim Borowski sind noch in ihrem wohlverdienten Urlaub,
ansonsten kam Bremen in Bestbesetzung. Die Aufstellung
konnte sich daher sehen lassen: vor Reinke im Tor
stand mit Naldo und Fahrenhorst als Innenverteidiger
sowie Womé und Clemens Fritz außen eine
Viererkette. Davor agierten Christian Schulz und Daniel
Jensen. In der Zentrale stand Micoud-Nachfolger Diego,
im offensiven Mittelfeld Aaron Hunt. Im Sturm sollten
es Klasnic und Zidan richten.
RWE stellte in Halbzeit eins Neuzugang Zaza ins Tor,
davor standen Kläsener und Hysky innen, Bemben
und Bieler außen. Lorenzon war wieder der Staubsauger
vor der Abwehr. Im Mittelfeld agierten Younga-Mouhani
und Haeldermans zentral, über links kam Kiskanc,
über rechts Wehlage. Im Sturmzentrum sollte Löbe
für Unruhe sorgen.
Bei hochsommerlichen Temperaturen kamen trotz der
Live-Übertragung und der parallel stattfindenden
DfB-Pokalauslosung 4.500 Zuschauer. Und diese sahen
gleich einen Paukenschlag. Diego zirkelte einen Freistoss
bis fast an die Grundlinie, Klasnic wollte den Ball
direkt in die Mitte flanken, doch seine Bogenlampe
wurde lang und länger und senkte sich unhaltbar
für Zaza vom hinteren Innenpfosten ins Tor. Gerade
einmal drei Minuten waren da gespielt und die Überraschung
stand nicht nur den Essenern im Gesicht. Von da an
entwickelte sich ein munteres Spielchen. RWE versuchte
nach vorne zu spielen, kam aber nie an der gut stehenden
Bremer Abwehr vorbei. Auf der Gegenseite ging viel
über einen starken und quirligen Diego. Nach
einem klugen Pass lief Zidan plötzlich alleine
auf Zaza zu, doch er legte sich den Ball zu weit vor
und Zaza war beim Rauslaufen schneller am Ball. Kurz
danach klärte Reinke einen strammen Löbe-Schuss
zur Ecke, die allerdings nichts einbrachte.
RWE war zu schwach im Spiel nach vorne, leistete sich
viele Fehlpässe und wurde dafür weiter bestraft.
In der 25. Spielminute kam ein Pass in die Mitte zu
Zidan, der mit einer Körpertäuschung einen
Essener Abwehrspieler ins Leere laufen ließ,
den herausstürmenden Zaza narrte und den Ball
mit rechts ins leere Tor schoss. 0:2. Bis zur Pause
tat sich im Anschluss nicht mehr viel, RWE war bemüht,
aber es fehlte der genaue Pass und der letzte Biss.
Einzig Wehlage tankte sich noch über rechts durch
die Abwehr, sein strammer Schuss ging allerdings am
langen Pfosten vorbei.
Zur Halbzeit wechselten beide Teams den Torhüter.
Für Zaza, der gut mitspielte, beim ersten Tor
wohl zu überrascht war um eingreifen zu können
und beim zweiten Tor vielleicht auf der Linie hätte
bleiben sollen, kam Maczkowiak, für Reinke kam
Wiese. Zudem wechselten die Bremer noch fünf
Feldspieler aus, für Fritz, Zidan, Jensen, Schulz
und Klasnic kamen Vranjes, Owomoyela, Andreasen, Neuzugang
Hugo Almeida und Mosquera, ein kolumbianischer Stürmer.
Bremen kam trotz der Wechsel besser aus der Kabine.
Ein Schuss von Womé konnte Maczkowiak mit dem
Fuß noch abwehren, der zweite Versuch von Womé
ging an ihm vorbei, doch ein Abwehrspieler bekam vor
dem einschussbereitem Mosquera den Fuß an den
Ball. Doch erneut nach drei Minuten zappelte der Ball
dann wieder im Netz. Ein Pass kam in den Lauf von
Almeida und dieser ging halbrechts alleine aufs Tor
zu. Beim Schlenzer ins lange Eck hatte Maczkowiak
keine Chance, das 0:3 nach 48 Minuten.
RWE in der Folge wie in Durchgang eins zwar bemüht,
aber das war es aber auch schon. Kiskanc wurde einmal
geschickt, aber Wiese war auf dem Posten und kam eher
an den Ball.
Stattdessen die Bremer, denen man die Spiellaune förmlich
ansah. Ein Freistoß konnte nicht richtig geklärt
werden. Owomoyela bekam den Ball mittig vor die Füße
und zog sofort ab. Der Ball landete rechts neben dem
Pfosten im Tor, 0:4 (52.).
Den Schlusspunkt zum 0:5 setzte Andreasen in der 69.
Minute mit einem schönen Flachschuss aus 18 Metern.
Maczkowiak sah dabei nicht gut aus. Er tauchte zwar
nach unten, der Ball prallte aber von seinen Fäusten
ab und schlug oben im Tor ein. Neuhaus wechselte noch
dreimal, brachte Calik und Özbek für Younga-Mouhani
und Wehlage und später noch Stoppelkamp für
Kiskanc. Die drei Youngsters brachten auch kurzzeitig
noch einmal etwas Aufschwung, Calik konnte nach feinem
Pass von Özbek nur mit einem Foul gestoppt werden,
doch der Freistoss brachte ebenfalls nichts ein. Bemben
versuchte es dann auch noch einmal bei einem direkten
Freistoss von der anderen Seite, aber Wiese hielt
den Ball sicher.
Am Ende stand damit die Erkenntnis, dass zwar ein
Stückchen des Weges wirklich absolviert ist,
aber noch ein langer und steiniger Weg bevorsteht.
Sicher, es war einer der Titelanwärter für
die kommende Meisterschaft, der phasenweise schon
einen klasse Kurzpassspiel gespielt hat, doch hätten
wir RWE-Fans uns sicher ein besseres Ergebnis als
0:5 erhofft. Probleme lagen sicherlich noch in der
Abstimmung der neu geformten Abwehr und den vielen
Stock- (Lorenzon) und Abspielfehlern (u.a. Bemben).
Viele Ansätze waren allerdings auch schon erkennbar.
So kamen vor allem lange Pässe fast immer an,
mit Ausnahme im Bremer Sechzehnmeterraum, wo hohe
Bälle oft von den langen Abwehrspielern abgefangen
wurden.
Auch die schnellen Seitenwechsel haben bereits funktioniert.
Als Maßstab für die kommende Saison darf
dieses Spiel wahrlich nicht herhalten, noch ist RWE
in der harten Vorbereitung, was auch kräftemäßig
Ende der zweiten Halbzeit zu sehen war. Trotzdem wartet
noch einiges an Arbeit auf Neuhaus und Co., bevor
das nächste Etappenziel Klassenerhalt erreicht
werden kann.
(tj)
Tore
0:1 Klasnic (3.), 0:2 Zidan (25.), 0:3 Almeida (48.),
0:4 Owomoyela (48.), 0:5 Andreasen (69.)
Zuschauer
4.500
Rot-Weiss Essen
Zaza (46. Maczkowiak) - Bemben, Kläsener, Hysky,
Bieler - Lorenzón - Younga-Mouhani (72. Özbek),
Haeldermans - Wehlage (72. Calik), Löbe, Kiskanc
(84. Stoppelkamp)
Werder Bremen
Reinke (46. Wiese), Fahrenhorst, Naldo, Womé,
Fritz (46. Vranjes), Zidan (46. Owomoyela), Diego,
Hunt, Klasnic (46. Andreasen), Jensen (46. Almeida),
Schulz (46. Mosquera)
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