Spielbericht: 2. Bundesliga | Rot-Weiss Essen - Spvgg
Unterhaching 1:1 (1:0)
Wie viele Chancen denn noch?
Es hätte durchaus ein angenehmer Nachmittag
werden können. Herrliches Wetter bei Temperaturen
wie im Hochsommer ließ wieder einmal Tausende
von Fans an die Hafenstraße pilgern. Und das
gegen einen Gegner aus einem Vorort von München,
dessen Name für eine Bandbreite von unattraktiven
Mannschaften im Profifußball steht. So blieb
auch der Gästeblock nahezu leer. Ein Sieg aus
diesem Spiel galt als Pflicht, da hier wieder
einmal - eine große Chance bestand, sich im
Abstiegskampf ein wenig Luft zu verschaffen.
Doch auch vor dem Spiel ging die Angst um, abermals
einen Satzball im eigenen Stadion zu vergeben. Langsam
entwickelt sich das Team von der Hafenstraße
von den Auswärts- zu den Heimdeppen. In der gesamten
Rückrunde gelang nur der Kantersieg gegen den
1. FC Köln, alleine dreimal schaffte es RWE nicht,
den Ball in das gegnerische Gehäuse unterzubringen.
Auch die 0:2 Niederlage gegen 1860 München
vor zwei Wochen war noch frisch im Gedächtnis,
allerdings reiste mit der Spvgg Unterhaching ein vermeintlich
schwächerer Gegner nach Vogelheim.
Wie erwartet begann die Partie nervös und ohne
Höhepunkte. Essen war bemüht, das Spiel
früh an sich zu reißen, aber die Angriffe
wirkten häufig ohne Konzept. Nach einer Hereingabe
von Calik war es Boskovic, der die erste Chance hatte,
der aber den Ball in den strahlend blauen Frühlingshimmel
schoss. Über Standards und hohe Bälle wurde
immer wieder versucht, die Abwehr der Hachinger unter
Druck zu setzen. Einer dieser hohen Bälle fand
den Hachinger Bucher, der unter starker Bedrängnis
den Ball in das eigene Tor köpfte. Ein frühes
Tor, so dachten wohl alle 15.000 Zuschauer im Stadion,
war das Beste, was diesem Spiel passieren konnte.
Allerdings
rechneten die wenigsten Beteiligte damit, dass Unterhaching
nach diesem frühen Rückstand das Spiel in
die Hand nehmen würde. Die Essener kamen jetzt
nur noch selten vor das Hachinger Tor und zogen sich
zurück. Vor allem das Hachinger Flügelspiel
wurde zu einer gefährlichen Waffe. Die Außenverteidiger
hielten zuviel Distanz zu ihren Gegenspielern, während
die Innenverteidiger sehr unsicher wirkten. Völlig
frei stehend hatte der Hachinger Lechleiter die erste
große Chance. Torwart Zaza war schon geschlagen,
als Hysky den Ball von der Linie köpfte. Es sollte
nicht die letzte gefährliche Aktion von Lechleiter
bleiben.
Die Möglichkeiten von Unterhaching folgten jetzt
fast im Minutentakt. Gleich zweimal hätten die
Hachinger aus kurzer Distanz ein Tor schießen
können, doch der schwache Abschluss verhinderte
den mittlerweile hoch verdienten Ausgleichstreffer.
Das Essener Publikum spürte die Verunsicherung
der eigenen Truppe und es wurde lauter im Stadion.
Dennoch hofften eigentlich alle auf den Pausenpfiff.
Wie ein angeschlagener Boxer retteten die Rot-Weißen
die Führung in die Kabine.
Doch viel sollte sich auch nach Wiederanpfiff ändern.
Das Angriffsspiel der Essener wurde weiter von technischen
Fehlern begleitet, die zündende Idee, um die
sicher stehende Verteidigung der Hachinger in Schwierigkeiten
zu bringen, fehlte weiterhin. Anders der Gast aus
Bayern, der die Inkonsequenz der Essener Abwehr nutzen
wollte, um nicht mit leeren Händen nach
Hause zu fahren. Wieder ergab sich eine Situation,
in der die Abwehr den Ball nicht aus dem Gefahrenzone
bringen konnte, woraufhin Lechleiter einfach mal abzog
und mit Hilfe des Innenpfostens den mittlerweile hoch
verdienten Ausgleichstreffer erzielen konnte.
Es sollte weiter in die Richtung des Essener Tores
gehen. Zweimal verhinderte das Aluminium einen weiteren
Hachinger Treffer. Die Hachinger Führung lag
in der Luft. Doch zunächst sollte eine andere
Szene die Gemüter auf beiden Seiten erhitzen.
Bei einem Befreiungsversuch kann Barbados Barut nur
mit einem Foul gestoppt werden, beide Spieler geraten
anschließend noch auf dem Boden liegend aneinander.
Während der Hachinger Feldhahn die gelbe Karte
für das taktische Foul erhielt, zückte Schiedsrichter
Wagner für eine angebliche Tätigkeit von
Barut die rote Karte. Wie sich später herausstellte,
war dies eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters.
Wenn es für das Wegdrücken des Armes immer
eine rote Karte geben würde, wäre das DFB-Sportgericht
überbelastet.
Das Spiel nahm abermals eine ungewöhnliche Wendung.
Während die Schiedsrichterleistung ein ansonsten
unauffälliges Spiel zunehmend negativ beeinflusste,
begannen die in Unterzahl spielenden Essener druckvoll
nach vorne zu spielen. Plötzlich ergaben sich
mit 10 Mann mehr Möglichkeiten als zuvor in Hälfte
zwei. Okoronkwo und Kiskanc vergaben jetzt ihre Chancen
aus aussichtsreichen Positionen. Die größte
Möglichkeit vergab aber Kläsener, der den
Ball nur an den Pfosten setzen konnte. Eine Hachinger
Schlussoffensive blieb aus, aber auch RWE konnte nicht
nachlegen.
Über das Ergebnis können sich die
Essener über das gesamte Spiel betrachtet nicht
beschweren, dennoch wäre auch ein Sieg möglich
gewesen. Das Spiel gegen die Hachinger zeigte die
altbekannten Probleme auf: Die Einstellung kann man
den Spielern nicht unbedingt absprechen, es fehlen
die kreativen Momente im Spiel der Essener. Eine ordnende
Hand, die vor allem die Stürmer in Szene setzen
kann, gibt es weder auf den Außenbahnen noch
im zentralen Mittelfeld. Gegen kompakt stehende Gegner
sehen die Essener immer schlecht aus.
Es hätte ein Befreiungsschlag werden können.
Mit einem Polster aus vier Punkten auf Burghausen
beziehungsweise drei Punkte auf Unterhaching wäre
die Fahrt nach Aue wesentlich ruhiger ausgefallen.
So wird die Hoffnung auf die neue Auswärtsstärke
gelegt. Doch sollte man sich wirklich darauf verlassen?
Daran darf gezweifelt werden.
(pd)
.
|
Rot-Weiss Essen
Zaza S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler
Barut, Lorenzon Özbek, Kiskanc
Boskovic (78. Wehlage), Calik (59. Okoronkwo)
Spvgg Unterhaching
Heerwagen Bucher (46. NDiaye), Frühbeis,
Page, Schaschko Custos (67. Omodiagbe), Feldhahn
(87. Guelselam), Sobotzik, Sträßer
Spizak, Lechleiter
Tore
1:0 Bucher (11., Eigentor), 1:1 Lechleiter (60.)
Zuschauer
15.399
Schiedsrichter
Wagner (Hofheim)
Gelbe Karten
Hysky Schaschko, Custos, Feldhahn, Page
Rote Karte
Barut (75.)
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
3+
|
S. Lorenz |
4
|
Kläsener |
4
|
Hysky |
4
|
Bieler |
4-
|
Lorenzon |
3-
|
Barut |
4
|
Özbek |
4
|
Kiskanc |
4
|
Boskovic |
4
|
Calik |
4
|
Okoronkwo |
4 |
|