Spielbericht: 2. Bundesliga | Rot-Weiss Essen - TSV
1860 München 0:2 (0:0)
Was du heute kannst besorgen...
...das verschiebe nicht auf morgen! Eine uralte
Weisheit, die im Leben nicht nur einmal bestätigt
wird. Ohne Probleme darf dieses Sprichwort auf die
momentane Situation bei Rot-Weiss Essen angewandt
werden. Wieder einmal verpassten die Essener die Chance,
einen Meilenstein im Kampf um den Klassenerhalt zu
meistern. Mit 0:2 verlor der Tabellensechzehnte gegen
wenig erschreckend wirkende Münchener Löwen.
Diese waren mit der Empfehlung von neun Auswärtspunkten
an die Hafenstraße gereist, in der Hoffnung,
ihrem neuen Trainer Marco Kurz einen gelungenen Einstand
bieten zu können. Fast 17.000 Zuschauer boten
ihm dabei einen zweitligawürdigen Rahmen. Ganz
klar - bei prächtigem Sonnenschein durfte es
keine Ausreden geben. Drei Punkte waren die Pflicht.
Und so starteten die Essener, die auf Barut verzichten
mussten - für ihn spielte Bemben von Anfang an
- recht zielstrebig ins Spiel und zelebrierten die
von den Ultras Essen ins Leben gerufene Aktion "Absteigen?
Arschlecken!" in den ersten Minuten.
Spielerisch überzeugte in dieser Zeit keine der
beiden Mannschaften. Torszenen waren daher in den
ersten 20 Minuten eher Mangelware und gefährlich
wurde es nur nach Standardsituationen. Aus einer solchen
resultierte die beste Möglichkeit durch Boskovic,
der in der 10. Minute nur knapp am linken Pfosten
vorbeiköpfte. Überraschend gut wirkten auch
die Essener Eckbälle, die in der ersten Halbzeit
allesamt gefährlich scharf vor das Münchener
Tor geschlagen wurden. Doch wer nach dem guten Beginn
nun einen Sturmlauf der Essener erwartete, wurde enttäuscht.
Zu sicher und körperlich überlegen bewegten
sich die vier Verteidiger der 60er. Doch auch bei
den Löwen lief in der ersten Halbzeit nicht viel
zusammen. Das Spiel entwickelte sich immer mehr zum
"Weggucker". Fehlpässe sowie meist
ausgeführte lange Bälle in den absolut leeren
Raum zerstörten die Anfangsemotionen und so blieb
es beim enttäuschenden, aber insgesamt gerechten
0:0 zur Pause. Bedenklich stimmte, dass die Essener
in den letzten zehn Minuten vor der Halbzeitpause
die Münchener immer mehr agieren ließen.
Nicht einmal 25 Sekunden nach Wiederanpfiff, wohl
bemerkt bei eigenem Anstoß, reichten den Münchenern,
um das 0:1 zu markieren. Nach einem unnötigen
Ballverlust im Mittelfeld ging es zum ersten Mal richtig
schnell in Richtung Essener Tor. Der auf der linken
Außenbahn spielende Milchraum hatte sich im
1:1 Duell gegen Stefan Lorenz viel zu leicht durchsetzen
können und passte den Ball perfekt in den Fünfmeterraum,
in dem schon Wolff einschussbereit lauerte. Dieser
setzte sich im Rücken von Hysky ab und ließ
Zaza keine Abwehrchancen. Ein überraschender
wie auch unverdienter Treffer, denn bis dato hatten
die Münchener kaum Gelegenheiten in der Offensive.
Dies sollte sich durch dieses Schlüsselerlebnis
ändern. Völlig beeindruckt von diesem schnellen
Gegentreffer schien die Abwehr von Rot-Weiss Essen
ab sofort verunsichert. Anders die Löwenoffensive.
Clever nutzte sie die Verunsicherung des Gastgebers
und ließ in den Folgeminuten keine Zeit zur
Erholung. Erneut konterte sie, nachdem sich die Essener
im Angriffsspiel festgefahren hatten. Dieses Mal reichte
ein langer Ball auf Göktan, der in Hysky eine
in dieser Szene leicht zu lösende Aufgabe vorfand.
Nach einer Körpertäuschung legte er sich
den Ball auf seinen linken Fuß und erzielte
das 0:2. Der K.O.-Schlag - oder nicht?
Auf jeden Fall erweckten die nächsten Minuten
eher den Anschein, dass Rot-Weiss Essen zum ersten
Mal in dieser Saison "abgeschlachtet" würde.
Die Abwehrspieler wie aber auch die gesamte restlichen
Spieler von RWE spielten nach dem 0:2 planlos und
hilflos und zudem auch noch Fehlpässe, die weitere
Konter verursachten. Erst verpassten die Münchener
die endgültige Entscheidung, als Wolff nur Zentimeter
am Tor vorbei schoss, dann war es Torhüter Zaza,
der in letzter Sekunde rettete.
Köstner
reagierte und brachte Okoronkwo für Bemben. Fortan
riskierten die Essener nicht nur taktisch mehr. Mit
drei Stürmern auf dem Platz gelang es ihnen,
beste Torchancen herauszuspielen. Die beste Möglichkeit
hatte Okoronkwo, als er mehrere Münchener umspielte
und erst in Hofmann seinen Meister fand. Wenig später
überschlugen sich die Ereignisse. Erst hatte
Boskovic eine hundertprozentige Kopfballchance ungenutzt
gelassen, dann gelang es Stefan Lorenz nicht, alleinstehend
den Ball aus 16 Metern zu verwerten und wenig später
vertändelte Calik den Ball in guter Schussposition
im Strafraum. Zum einzigen Mal in dieser Partie keimte
richtiges Hafenstraßenflair auch auf den Rängen
auf. Bis dato hatten sich die Zuschauer dem "Schlafniveau"
der 22 Spieler auf dem Platz der ersten Halbzeit angepasst
und waren verständlich schockiert aufgrund der
Ereignisse.
Mit weiteren Auswechselungen sowie der körperlichen
Aggressivität in den Zweikämpfen auf beiden
Seiten verflachte das Spiel zum Nachteil für
Rot-Weiss Essen. Die letzten 15 Minuten verstrichen
und irgendwie schien die Lage aussichtslos. Auf eine
echte Schlussoffensive warteten die Essener Fans vergebens.
So blieb es am Ende beim insgesamt unverdienten, aber
clever erspielten 2:0 Sieg der Gäste. Für
die Essener bleibt der Blick nach vorne. Am Donnerstag
geht es ohne Baris Özbek, der seine fünfte
gelbe Karte sah, nach Koblenz. In der Zwischenzeit
dürfte wieder fleißig gerechnet werden.
Ein Punkt ist weiterhin aufzuholen. Bleibt nur zu
hoffen, dass sich am Ende nicht viele verrechnet haben.
(tp)
.
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Rot-Weiss Essen
Zaza S. Lorenz (81. Löbe), Kläsener,
Hysky, Bieler Özbek, Lorenzon Bemben
(55. Okoronkwo), Kiskanc Boskovic, Calik (70.
Younga-Mouhani)
TSV 1860 München
Hofmann Thorandt, Hoffmann, Eberlein, Schäfer
L. Bender (80. Ghvinianidze), Schwarz
Wolff (80. Adler), Göktan, Milchraum (71. Di
Salvo) Wolff
Tore
0:1 Wolff (46.), 0:2 Göktan (51.)
Zuschauer
16.457
Schiedsrichter
Lupp (Waldstadt)
Gelbe Karten
Özbek Milchraum, Göktan, Thorandt
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
4-
|
S. Lorenz |
4-
|
Kläsener |
4-
|
Hysky |
4-
|
Bieler |
3-
|
Lorenzon |
4
|
Özbek |
4
|
Bemben |
5
|
Kiskanc |
4-
|
Boskovic |
4+
|
Calik |
4-
|
Okoronkwo |
3- |
|