Spielbericht: 2. Bundesliga | Karlsruher SC - Rot-Weiss
Essen 1:3 (0:1)
"Holsse die Punkte nicht gegen die direkte Konkurrenz,
musse die halt woanders holen! Warum
nicht gegen den Spitzenreiter? Unmöglich? Nein!
Sensationell entführen die furios aufspielenden
Essener drei Punkte aus dem Wildparkstadion. Denkt
man an die Ausgangsposition der beiden Kontrahenten
zurück, erscheint das Ergebnis wie ein (Fußball-)
Wunder. Karlsruhe
blieb in den letzten sieben Heimspielen ohne Niederlage,
die Rot-Weißen reisten mit der Empfehlung
von einem Auswärtssieg nach Baden. Doch bekanntlich
muss jede Partie erst einmal gespielt werden.
Die Anfangsphase ließ nicht darauf deuten, dass
das Spiel besonders spektakulär werden würde.
Die Karlsruher zeigten zwar gefällige Kombinationen,
aber am Sechzehner war meistens Schluss. Wenn etwas
bei den Essenern in Richtung Tor ging, wurde das Angriffsspiel
oft durch ein Stürmerfoul oder einen technischen
Fehler gestoppt.
Nach etwa 20 Minuten zeigte der KSC in Ansätzen,
warum sie aktuell das beste Team der Liga stellen.
Ein blitzschnelles Passspiel auf den völlig freistehenden
Porcello, aber sein Querpass konnte von Thomas Kläsener
vor dem einschussbereiten Kapllani ins Aus befördert
werden.
Danach ereignete sich die bis dahin kurioseste Szene
des Spiels. Der anschließende Eckball landete
außerhalb des Sechzehners, der Versuch eines
Weitschusses konnte von der Essener Abwehr geblockt
werden. Scheinbar ungefährlich flog der Ball
auf Torhüter Zaza zu, der eine Faustabwehr versuchte,
dabei aber beinahe den Ball ins eigene Netz lenkte.
Ein Schockmoment, der Karlsruher Spieler und Fans
aufwachen ließ.
Der
Druck erhöhte sich, doch auch Essen erarbeitete
sich die erste Chance. Nach einem kapitalen Bock eines
Karlsruher Abwehrspielers nahm sich Okoronkwo ein
Herz, aber sein Schuss verfehlte knapp das Tor. Insgesamt
blieb Karlsruhe die gefährlichere Mannschaft.
Dieses Mal war es Federico, der ein langes Zuspiel
vor den orientierungslosen RWE-Verteidigern direkt
abnahm und zum Glück nur den Pfosten traf.
Zum Verwundern des Publikums stellte der KSC seine
eigenen Angriffsbemühungen nun ein. Das Spiel
schien auf das Ausgangsniveau zu sinken, doch die
Essener merkten, dass hier mehr zu holen war. Der
Ball lief jetzt in den rot-weißen Reihen sicherer
und flüssiger. Fünf Minuten vor Ende der
ersten Halbzeit, setzten sich Pascal Bieler und Baris
Özbek schön auf der linken Außenbahn
durch. Özbeks Pass erreichte Okoronkwo, der bis
dato nur durch eine hohe Zahl von Stürmerfouls
aufgefallen war. Ein fulminanter Schuss von der Strafraumgrenze
schlug unhaltbar ins linke obere Toreck ein
der Außenseiter führte 1:0. Die letzten
Minuten der ersten Halbzeit bestimmten, unter dem
Jubel der mitgereisten Fans, die Rot-Weissen. Am Spielstand
sollte sich jedoch bis zum Pausenpfiff nichts ändern.
Wer jetzt einen bedingungslosen Sturmlauf der Badener
erwartete, der wurde bitter enttäuscht. Das Spiel
des KSC wirkte gehemmt, die Ruhrstädter hingegen
standen sehr kompakt in der Defensive. Vorne blieben
die wenigen Aktionen des KSC weiterhin gefährlich,
doch die Rückwärtsbewegung wurde dabei völlig
vernachlässigt. Es ergaben sich für unsere
Mannschaft zunehmend Chancen auf brandgefährliche
Konter, doch leidgeprüfte RWE- Fans wissen, wie
diese meist enden.
In der 64. Minute die nächste Möglichkeit:
Ein Vorstoß von Federico konnte von Lorenzon
gestoppt werden, der sich auf den Weg in Richtung
KSC-Keeper Miller machte. Anstatt eines öffnenden
Passes auf die
freie Außenbahn zu Barut hielt Lorenzon zum
Verwundern aller einfach mal drauf. Goldrichtig stand
der Karlsruher Kapitän Eggimann, der den Ball
in das eigene Netz lenkte. Im Essener Block brachen
jetzt alle Dämme, erste Dankgebete wurden gen
Himmel geschickt. Dieser Spielstand überraschte
und begeisterte selbst die kühnsten Optimisten.
Es bleib jedoch keine Zeit, das durch den Jubel verschüttete
Bier nachzufüllen. Die spannende Schlussphase
hatte begonnen. Der KSC wollte mit wütenden Angriffen,
die aber oftmals kopflos wirkten, antworten. Zwei
oder drei schnelle Pässe reichten aus, um gefährlich
vor das Essener Tor zu kommen. Und dann passierte
es auch: Der Karlsruher Porcello war durchgestartet
und lief frei auf das Gehäuse von Zaza zu. Ein
Fall, ein Pfiff, Elfmeter für Karlsruhe. Doch
es sah eher so aus, als ob Hysky den Ball gespielt
und Porcello nicht gefoult hatte. Sei es drum, Federico
schob den Ball links unten ein. Zaza ahnte die Ecke
zwar, konnte den Ball aber nicht mehr erreichen.
Die Schweißperlen auf den Stirnen der Essener
Zuschauer mehrten sich, das große Zittern begann
mal wieder. Aber anders als in den unzähligen
Spielen zuvor wirkten die Rot-Weißen abgeklärter
und zeigten den unbändigen Willen, diese Partie
zu gewinnen. Es wurde weiter bedingungslos nach vorne
gespielt und der Spielfluss an den richtigen Stellen
verzögert oder gestoppt. Eine Schrecksekunde
gab es allerdings noch, als ein Schuss des KSC knapp
links am Tor vorbei strich. Die Defensive der Karlsruher
blieb weiter anfällig, besonders da jetzt die
Räume geöffnet wurde. Knapp an der Abseitsstellung
nutzte Boskovic die Chance, nach einem tollen Pass
vom eingewechselten Alexander Löbe, und umspielte
den alleingelassenen KSC-Torhüter Miller
1:3 für RWE!
Im Essener Block startete jetzt eine Riesenparty.
Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Egal,
Hauptsache sie waren rot-weiß gekleidet. Auch
die Freude der Spieler kannte keine Grenzen. Barut
trat zum
Zeichen des Sieges eine Werbebande um, Okoronkwo verschenkte
sein letztes Hemd und Stefan Lorenz stieß einen
lauten Jubelschrei aus. Die Nacht gehörte Rot-Weiss
Essen.
Letztendlich ein verdienter Sieg unserer Mannschaft
gegen pomadige Karlsruher. Der Abstand zu Jena konnte
auf einen Punkt verkürzt werden, jetzt wird auf
das Ergebnis von Unterhaching gewartet. Zu den Karlsruhern
bleibt noch zu sagen, dass sie trotz der überraschenden
Niederlage gegen den Abstiegskandidaten aus dem Ruhrgebiet
ihren Weg in Liga 1 gehen werden. Deshalb waren die
vereinzelten Pöbeleien der Heimfans völlig
deplatziert. Für die Mannschaft von RWE war es
hoffentlich der Befreiungsschlag. Dieser Sieg war
fantastisch, aber es muss weiter gepunktet werden.
(pd)
.
|
Karlsruher SC
Miller Kies (64. Kaufmann), Eggimann, Franz,
Eichner Federico, Staffeldt (46. Mutzel), Porcello,
Carnell Freis, Kapllani
Rot-Weiss Essen
Zaza - S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler
Barut (81. M. Lorenz), Lorenzon Özbek
(84. Bemben), Kiskanc Boskovic, Okoronkwo (72.
Löbe)
Tore
0:1 Okoronkwo (43.), 0:2 Lorenzon (64.), 1:2 Federico
(75., Foulelfmeter), 1:3 Boskovic (89.)
Zuschauer
26.700
Schiedsrichter
Aytekin (Nürnberg)
Gelbe Karten
Franz Bemben
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
3-
|
S. Lorenz |
3+
|
Kläsener |
2
|
Hysky |
2-
|
Bieler |
3
|
Lorenzon |
1-
|
Özbek |
2
|
Barut |
3+
|
Kiskanc |
3+
|
Boskovic |
2
|
Okoronkwo |
1-
|
Löbe |
2- |
|