Spielbericht: 2. Bundesliga | Eintracht Braunschweig
- Rot-Weiss Essen 0:1 (0:1)
Endlich ist der Fluch gebrochen!
3.799 Tage und drei Stunden, so lange mussten
wir warten, um endlich wieder einen Sieg in der Fremde
bejubeln zu dürfen. 40 Auswärtsspiele ohne
Sieg, mit dem 1:0-Erfolg in Braunschweig ist diese
schaurige Bilanz jetzt nur noch eine Zahl im Geschichtsbuch.
Victor Hugo Lorenzon war es, der bereits nach acht
Minuten einen Freistoß von Ferhat Kiskanc per
Kopf versenkte.
Für
Braunschweig sollte es die letzte Chance werden. Schon
im Vorfeld wurde das Spiel gegen RWE als letzter Strohhalm
auserkoren. Und auch für RWE ging es um viel,
war doch nicht wirklich klar, ob der 5:0-Sieg gegen
Köln nicht nur eine Eintagsfliege war.
Braunschweig begann etwas stärker, ohne jedoch
den Willen erkennen zu lassen, von der ersten Sekunde
an Vollgas geben zu wollen. Chancen konnten die Löwen
sich nicht wirklich erarbeiten. Auch RWE stellte sich
nicht hinten rein, suchte die Zweikämpfe und
gewann sie. In der achten Spielminute wurde ein hohes
Bein gegen Serkan Calik gepfiffen. Ferhat Kiskanc
brachte den Freistoß aus 18 Metern halbrechts
in den Strafraum und Lorenzon konnte aus vier Metern
den Ball per Kopf versenken. Die frühe Führung
für RWE.
Wer jetzt dachte, Braunschweig würde mit wütenden
Angriffen antworten, der sah sich getäuscht.
Fast schien es, als sei bereits nach acht Minuten
jeder Mut und Wille gebrochen. Braunschweig überließ
den Essenern das Spiel und es wurde von Minute zu
Minute deutlicher, warum die Gastgeber erst elf Tore
in 22 Spielen erzielt haben.
Anders RWE. Drei Minuten nach der Führung hatte
Thomas Kläsener die Chance, zu erhöhen.
Sein Kopfball nach einer Kiskanc-Ecke platzierte er
aber genau auf Löwen-Keeper Thorsten Stuckmann.
Erst in der 18. Spielminute dann der erste Torschuss
der Braunschweiger. Doch der direkt geschossene Freistoß
ging ein paar Meter am Kasten von Karim Zaza vorbei.
Zwei Minuten später war es erneut Kiskanc, der
einen Ball in den Strafraum flankte. Calik sprintete
zum runden
Leder, brachte seine Fußspitze noch vor dem
Gegenspieler an diesen, konnte ihn aber nicht mehr
genau aufs Tor spitzeln.
Der quirlige Calik konnte oft nur durch Fouls gebremst
werden. So auch in der 24. Spielminute, den Freistoß
aus 25 Metern schoss der überall präsente
Kläsener aber über das Tor. Eine weitere
Möglichkeit gab es erneut zwei Minuten später.
Calik erkämpfte sich auf der Außenbahn
einen langen Ball und legte ihn nach innen zu Kiskanc.
Dieser gab ihn sofort weiter zu Stefan Lorenz, der
den Schussversuch allerdings verzog.
Zu diesem Zeitpunkt hatte RWE mehr vom Spiel, Braunschweig
schüttelte erst nach 25 Minuten den Schock des
Rückstands ab. In der 28. Minute kam ein Freistoß
gefährlich in den Essener Strafraum, Zaza passte
jedoch auf und fing den Ball vor dem freistehenden
Horacek ab.
In der Folgezeit kam Braunschweig wieder etwas besser
ins Spiel, zugleich wurde es ruppiger. Die Folge davon
war, dass es bis zur Pause kaum noch zu schönen
Spielszenen oder gar Chancen kam. Einzig Tauer prüfte
in der 35. Minute nach einer Calik-Flanke den eigenen
Keeper. Zudem wurde Karim Zaza noch zweimal auf die
Probe gestellt, doch er lenkte einen Ball von Leozinho
zur Ecke (37.) und hatte auch in der Nachspielzeit
bei einem Schuss von Huber keine Probleme, die Kugel
zu fangen. So blieb es bei der völlig verdienten
Führung für Rot-Weiss Essen. Die Braunschweiger
Fans quittierten das Spiel ihrer Mannschaft mit Pfiffen.
Braunschweig wechselte zur Pause zweimal, für
die schwach gebliebenen Tauer und Otacilio kamen Bick
und Lars Fuchs. Wenn Willi Reimann gekonnt hätte,
hätte er wohl noch einige Wechsel mehr vorgenommen.
RWE begann die zweite Hälfte unverändert.
Um es direkt vorwegzunehmen, das Niveau der ersten
Halbzeit konnte zu keiner Zeit wieder erreicht werden.
Das Spiel verflachte immer mehr, Braunschweig konnte
nicht und hatte auch keinen
Willen mehr. Es schien, als hätten sie sich mit
dem Abstieg bereits zur Halbzeit abgefunden. Kein
Aufbäumen, kein Kampf. Und auch RWE tat nun nicht
mehr als nötig, um den knappen Vorsprung souverän
zu halten.
In der 51. Minute gab es einen Freistoß für
Braunschweig. Pascal Bieler verlängerte diesen
aufs eigene Tor, Zaza konnte jedoch abtauchen und
den Ball sicher aufnehmen.
Der nächste Höhepunkt des Spiels war dann
aufkommender Nebel. Dicke Rauchschwaden, gezündet
in der Kurve der Braunschweiger, sorgten im Essener
Sechzehnmeterraum für schlechte Sicht. Nutzen
konnten es die Löwen-Spieler aber nicht, die
einzig gefährliche Flanke wurde zur Ecke geklärt.
Bis zum Ende der regulären Spielzeit plätscherte
das Spiel dann weiter dahin, einzig nennenswert war,
dass der erst 26jährige Schiedsrichter Christian
Dingert endlich auch mal seine gelben Karten fand,
die er dann nacheinander an sechs Braunschweiger und
zwei Essener verteilte.
Erst in der 90. Minute startete Braunschweig dann
eine kleine Schlussoffensive, auch wenn dies ein wenig
übertrieben ist. Keeper Stuckmann kam bei einer
Ecke mit nach vorne, die gefährlich am Tor von
Zaza vorbeigeköpft wurde, allerdings aus einer
Abseitsposition heraus.
Plötzlich schien es ganz kurz so, als wollte
der BTSV noch einmal, aber RWE spielte die zwei Minuten
Nachspielzeit locker herunter und schaffte so den
ersten Auswärtssieg seit dem 3:2 in Gütersloh
am 29.09.1996. Die lange Auswärtsleidenszeit
ist vorbei!
Rot-Weiss
Essen verdiente sich diese drei Punkte durch eine
ordentliche erste Halbzeit in einem insgesamt schwachen
Zweitliga-Spiel. In der zweiten Hälfte konzentriere
RWE sich darauf, diesen Vorsprung zu verwalten. Bei
Braunschweig konnte man deutlich erkennen, warum man
nun bereits intensiv für die kommende Regionalliga-Saison
planen kann. Es fehlte an allem: Willen, Zweikampfstärke
und Ideen, das Spiel aufzubauen. Jeder ballführende
Spieler sah sich zudem sofort einer Attacke eines
Esseners ausgesetzt, was zu vielen Abspielfehlern
führte.
Kleine Wehmutstropfen aus Essener Sicht sind dagegen
die Ergebnisse der beiden anderen Spiele. Jena schlug
den TSV 1860 München mit 3:1 und Koblenz entführte
beim 3:2 in Offenbach drei Punkte. So bleibt es bei
immer noch vier Punkten Rückstand bis zum Nichtabstiegsplatz.
Nächstes Wochenende kommt Offenbach an die Hafenstraße,
da gilt es dann, die kleine Serie auszubauen um weiterhin
im Rennen um den Ligaerhalt dabei zu sein. Positiv
ist, dass der Vorsprung der Teams davor, wie Offenbach
und hoffentlich auch Paderborn, wieder schrumpft.
Das verspricht noch eine ganz enge Kiste da unten
zu werden. Fakt scheint jedoch zu sein, dass Braunschweig
sich nun endgültig aus dem Rennen verabschiedet
hat und bei 12 Punkten Rückstand der Abstieg
des BTSV besiegelt sein dürfte.
(tj)
.
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Eintracht Braunschweig
Stuckmann A. Huber, Grimm, Horacek, Tauer (46.
L. Fuchs) D. Brinkmann Leozinho (72.
Rische), Otacilio (46. Bick), Rodrigues Atem,
Golban
Rot-Weiss Essen
Zaza - S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler - Barut,
Lorenzon - Özbek, Kiskanc (78. Nikol) - Boskovic,
Calik (87. Okoronkwo)
Tore
0:1 Lorenzon (8.)
Zuschauer
14.000
Schiedsrichter
Dingert (Thallichtenberg)
Gelbe Karten
Grimm, Bick, Fuchs, Brinkmann, Golban, Rodrigues
Calik, Lorenzon
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
2-
|
S. Lorenz |
3-
|
Kläsener |
2-
|
Hysky |
3+
|
Bieler |
3-
|
Lorenzon |
2-
|
Özbek |
3+
|
Barut |
3
|
Kiskanc |
3
|
Boskovic |
4
|
Calik |
3+
|
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