Spielbericht: 2. Bundesliga | Rot-Weiss Essen - 1.
FC Kaiserslautern 0:0
Laues Lüftchen nach dem Orkan
Volle
Ränge, auch wenn offiziell nur 15.000
Zuschauer gezählt wurden, und eine für die
Abstiegsbedrohung untypisch gute Stimmung sind Indizien
dafür, dass Essen noch lebt. Kaum zu glauben.
Dieser Verein steht im Keller und kämpft verzweifelt
um den Anschluss in der Tabelle. Wie schon bekannt,
gab es im Essener Kader keine personelle Veränderung
zu verzeichnen.
Anders die Situation auf der gegnerischen Seite. Dort
kauften die Verantwortlichen zwar kräftig ein,
doch mussten zehn Spieler verletzt, krank oder gesperrt
in der Heimat zurückbleiben, weshalb sie nicht
dabei mithelfen konnten, Punkte auf einen Aufstiegsplatz
gutzumachen. Übrigens: Beinahe hätte dieses
Spiel nicht stattgefunden. Orkan Kyrill
hatte nicht nur Sturm und Verwüstung mitgebracht,
sondern auch viel Niederschlag, welcher das Spielfeld
am Vorabend überwässerte. Doch eine Platzkommission
gab grünes Licht für die Partie, und so
blieb der personelle Vorteil gegenüber den dezimierten
Lauterer bestehen.
Diese waren allerdings von Anfang an präsenter
und zielsicherer und verunsicherten gerade die jungen
Essener Spieler das eine oder andere Mal. Diese Verunsicherung
zeigte sich vor allen Dingen in mehrmaligen Abspielfehlern.
Doch die Lauterer konnten aus ihrer optischen Überlegenheit
keine Torchance herausspielen. So blieb nach 20 Minuten
doch ein wenig Enttäuschung ob der gähnenden
Egalisierung der Mannschaften auf dem Platz. Die erste
und einzige Großchance hatten nach 25 Minuten
die Essener. Nach einem Freistoß von Bemben
stand Lorenzon in guter Kopfballposition, doch sein
Kopfball
konnte von Keeper Macho noch an die Latte gelenkt
werden. Eine Führung wäre zu diesem Zeitpunkt
sicherlich nicht verdient gewesen, doch sie hätte
eine Belohnung der guten kämpferischen Leistung
dargestellt.
Auch nach dieser Chance blieb es beim gewohnten Bild.
Essen kämpfte und Lautern schien die Partie insgesamt
lässig und abgeklärt herunter zu spielen.
Richtige Gefahr strahlten die Offensivkräfte
um den neuen Stürmer Opara und dem etwas lustlos
wirkenden Daham nicht aus. Ganz im Gegenteil. Bis
auf wenige kleinere individuelle Fehler überstand
die Essener Abwehr die dargebotenen Angriffe der Lauterer
souverän. Überhaupt scheint diese ganz klar
zweitligatauglich. Wie schon in den vergangenen Partien
vor der Winterpause spielte Pascal Bieler auf der
linken Abwehrseite, die rechte Abwehrseite besetzte
erneut Stefan Lorenz. Die Innenverteidigung bildeten
Neu-Kapitän Thomas Kläsener und Martin Hysky.
Letzterer absolvierte ein glänzendes Spiel.
Dank der Abwehr und einer kraftraubenden läuferischen
und kämpferischen Leistung blieb es auch zur
Pause beim 0:0, welches insgesamt in Ordnung ging.
Nach der Pause bekamen alle 22 Akteure von ihrem jeweiligen
Trainer die Chance, nun auch was fürs Auge
zu tun. Allerdings schien sich spielerisch nicht viel
zu ändern. Kaiserslautern spielte weiterhin ängstlich
offensiv, und Essen passte sich jeder Tempoerhöhung
an und konterte mit Kampf. Allerdings nahm auch die
Fehlpassquote zu. Gerade die drei jungen Wilden, Kiskanc,
Özbek und Calik verpassten einige Kontermöglichkeiten,
als sie ihre Pässe zu ungenau oder sogar direkt
in die Füße des Gegners spielten. Ärgerlich,
denn gerade wenn das eigene Aufbauspiel schwerfällig
vollzogen wird, müssen alle Möglichkeiten
präzise und sicher abgeschlossen werden.
Die Lauterer, spielerisch vielleicht eine halbe Klasse
stärker, nutzten diesen Vorteil weiterhin nicht.
Auch zahlreiche Standardsituationen, vornehmlich von
Hinrundenstartvermieser Hajnal getreten, ergaben nicht
das Pfälzer-Ziel, in Essen ein Tor zu schießen,
um so dreifach zu punkten. Ganz im Gegenteil. Gefühlte
20 Prozent Ballbesitz beim Gastgeber reichten aus,
um die Partie mit der vierfachen Torchancenanzahl
zu beenden. Die beste Chance der zweiten Hälfte
hatte der eingewechselte Ronny Nikol, der es aus der
zweiten Reihe versuchte. Doch sein Weitschuss parierte
der einzige Mann mit Klassenunterschied auf dem Platz,
Torhüter Macho. Sein Gegenüber wurde nur
einmal gefährlich geprüft, als Zaza einen
verunglückten Kopfballversuch von Kläsener
über die Latte lenken konnte.
Gegen Ende des Spiels machte Trainer Köstner
von seinem dreifachen Wechselkontigent weiterhin Gebrauch
und ließ mit Younga-Mouhani und Paulo Sergio
zwei frische Offensivkräfte auf den Platz. Leider
konnten
beide Akteure keinen weiteren positiven Einfluss auf
die Schlussminuten nehmen, sodass es bis zum Ende
beim 0:0 blieb.
Objektiv betrachtet ging dieses Ergebnis in Ordnung,
auch wenn die vergebenen Chancen im Nachhinein sicherlich
schmerzen werden. Trainer Köstner wird mit Sicherheit
dafür sorgen, dass sich keine Resignation in
der Mannschaft breit macht. Er wird schon die richtigen
Lehren aus diesem Spiel ziehen. Eine erste Lehre ist
das altbekannte Offensivproblem. Die erste Maßnahme
gegen die Defizite in der Offensive ist die Verpflichtung
vom Mittelfeldspieler Denis Epstein (1. FC Köln).
Ein junger Wilder, wie ihn Köstner
gefordert hat. Und wer weiß vielleicht
muss sich Freiburg am Sonntag sogar noch auf einen
neuen Stürmer einstellen. Was auch immer in dieser
Woche passiert, am Sonntag in Freiburg gibt es ein
echtes Abstiegsduell. Dort wird Essen beweisen müssen,
wie sehr es lebt!
(tp)
.
|
Rot-Weiss Essen
Zaza - S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler - Lorenzon,
Özbek - Bemben (83. Paulo Sergio), Kiskanc (57.
Nikol) - Calik, Boskovic (69. Younga-Mouhani)
1. FC Kaiserslautern
Macho - Müller, Beda, Bouzid, Vignal - Meißner
- Lexa, Hajnal, Bellinghausen - Daham (69. Ziemer),
Opara
Tore
Fehlanzeige
Zuschauer
15.015
Schiedsrichter
Dr. Fleischer (Siegmertshausen)
Gelbe Karten
Lorenzon, Özbek
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Zaza |
3-
|
S. Lorenz |
4+
|
Kläsener |
3+
|
Hysky |
2-
|
Bieler |
3
|
Lorenzon |
4+
|
Özbek |
4
|
Bemben |
4-
|
Kiskanc |
4-
|
Calik |
3-
|
Boskovic |
4-
|
Nikol |
3
|
|