Spielbericht: 2. Bundesliga | Rot-Weiss Essen - MSV
Duisburg 1:2 (1:1)
Normalerweise sagt man: Viele Köche verderben
den Brei. Aus dem Duisburger Kader versalzte am gestrigen
Nachmittag jedoch nur einer gehörig die Essener
Suppe: Georg Koch. Durch etliche Glanzparaden verdarb
er einen möglichen RWE-Sieg beim glücklichen
2:1 Auswärtssieg seiner Mannschaft. Und so kam,
was kommen musste: Nicht der Hundertste, sondern der
90. Geburtstag. Same procedure
as every week. Auch wenn Silvester noch ein paar Tage
hin ist und Miss Sophie´s Butler wohl gerade
erst die Einladungskarten verschickt haben dürfte,
RWE wollte im Revierderby gegen den MSV Duisburg noch
einmal ein Feuerwerk abbrennen. Drei Punkte fehlten
zum Anschluss an die Nichtabstiegsplätze und
die sollten gegen die Zebras geholt werden.
Eine Änderung gab es auf rot-weißer Seite
gegenüber dem Burghausen-Spiel, zumindest laut
Spielberichtsbogen. Der unter der Woche beim Training
schwächende Alexander Löbe musste auf der
ungeliebten Bank Platz nehmen. Für ihn rückte
Mac Younga-Mouhani in die Startelf. Eigentlich hätte
auch Holger Wehlage wieder von Beginn spielen sollen,
doch in der Aufwärmphase zog sich ausgerechnet
der ehemalige Duisburger einen Muskelfaserriss zu,
Michael Bemben ersetzte ihn. Essen versuchte von Beginn
an, das Heft in die Hand zu nehmen. Offensiv wollte
man die Gäste beeindrucken und sie zu Fehlern
zwingen. Doch zu Beginn fiel ebenfalls auf: die Zebras
waren alle ziemlich groß gewachsen und das sollte
im Laufe des Spiels den Unterschied ausmachen.
Duisburg befreite sich erstmals nach 13 Minuten vom
leider erfolglosen Anfangsdruck der Rot-Weissen. Der
erste Angriff wurde gleich mit einer Ecke für
die Zebras belohnt. Alexander Bugera brachte den Ball
in den Strafraum und der völlig freistehende
Adam Bodzek hatte keine Mühe, aus kurzer Distanz
einzuköpfen.
0:1! Ausgerechnet Bodzek, der nur deshalb in der Anfangsformation
stand, da Youssef Mokhtari verletzt ausgefallen war.
So hatte Lorenz-Günther Köstner sich das
nicht vorgestellt. Statt RWE zündete nun der
MSV das Feuerwerk, in Form von Bengalos im Gästeblock.
Das Spiel wurde für zwei Minuten unterbrochen,
Schiedsrichter Florian Mayer schickte MSV-Kapitän
Georg Koch zwecks Beruhigung zur mitgereisten Anhängerschaft.
Zwei Minuten übrigens, die sich für den
MSV später rächen sollten!
Nach dem Rückstand brauchte RWE etlichen Minuten,
um sich wieder zu sammeln. Doch danach ging es wieder
munter nach vorne, ohne jedoch zu wirklichen Torchancen
zu kommen. Duisburg stand kompakt, nahm in der Defensive
den Kampf an und überließ die Vorwärtsbewegung
den Essenern. Nach etwa einer halben Stunde wurde
es turbulenter. Zunächst schoss Serkan Calik
neben das Tor und später entschärfte Georg
Koch einen Kopfball von Thomas Kläsener. Auf
der Gegenseite war Bodzek nach schnellem Duisburger
Kurzpassspiel am Strafraum plötzlich alleine
vor Karim Zaza, doch dieser kam mit einem Reflex noch
an den Ball, so dass Kläsener ihn noch vor der
Linie klären konnte. Es sollte die zweite und
zugleich letzte Chance der Zebras bis zum Wechsel
bleiben.
Die Angriffe der Rot-Weissen nahmen zum Ende der ersten
Halbzeit Brechstangen-Charakter an. Der Ausgleich
lag in der Luft, und er kam viel umjubelt in der Nachspielzeit:
Duisburg konnte sich nach einem Eckball nur zaghaft
befreien, Eckballschütze Ferhat Kiskanc kam auf
links erneut an den Ball und flankte in den Strafraum
an den langen Pfosten, wo Mac Younga-Mouhani goldrichtig
stand und den Ball zum 1:1 ins linke untere Eck einnickte.
Geschrieben wurde da bereits die dritte Minute der
Nachspielzeit, ermöglicht erst durch die weiß-blauen
Rauchschwaden nach dem Führungstreffer. Das Spiel
wurde gar nicht mehr angepfiffen.
Der zweite Durchgang entwickelte sich zu einem Duell
RWE gegen Georg Koch. Der Keeper des MSV erwischte
einen Glanztag. In der ersten halben Stunde passierte
allerdings noch nicht viel auf dem Rasen, beide Teams
spielten recht ordentlich und standen kompakt, der
tödliche Pass blieb aber aus. Nach etwa 65 Minuten
waren es die Essener, die die erste Großchance
nach dem Wechsel hatten. Einen Mouhani-Kopfball
entschärfte Koch auf der Linie, beinahe im Gegenzug
köpfte Iulian Filipescu genau auf Zaza. Eine
Viertelstunde vor Schluss gab RWE dann noch einmal
Gas, vom MSV war offensiv nicht mehr viel zu sehen.
Baris Özbek versuchte es mit einem Schuss, doch
erneut konnte Georg Koch parieren. In der 84. Minute
war es wieder Mac Younga-Mouhani, der Koch zu einer
weiteren Glanztat zwang und nur eine Minute später
konnte der MSV-Schlussmann auch einen fulminanten
Schoss von Danko Boskovic, der zwischenzeitlich für
Kiskanc in die Partie gekommen war, klären. Es
war zum verzweifeln, immer wieder bekam Koch seine
Hände rettend dazwischen, die Führung wollte
und wollte nicht fallen. Stattdessen kam was kommen
musste: die 90. Minute, in welcher der MSV auch noch
einen unnötigen Eckball zugesprochen bekam. Wieder
kamen die langen Kerle nach vorne, wieder stand einer
frei und wieder schlug der Ball im Netz ein. Karim
Zaza war zwar noch dran, konnte den Ball aber nicht
mehr entscheidend ablenken. Klemen Lavric war der
Torschütze.
Am Ende war es wie so häufig in den letzten beiden
Zweitligajahren: RWE investierte viel, ohne dabei
vom Erfolg gekrönt zu werden. Duisburg hatte
drei Chancen, zwei per Kopf nach Eckball, beide wurden
verwandelt. Die Schwäche der Essener bei Standards
wurde dabei wieder ersichtlich. Deutlich wurde auch,
dass uns in der ganzen Hinrunde Kreativität aus
dem Mittelfeld und vor allem ein Knipser fehlten.
So hätte Younga-Mouhani seinen Kopfball einfach
nur in eine der Torecken zielen sollen, dann wäre
auch ein Georg Koch geschlagen gewesen. Stattdessen
ist es wieder einmal die ominöse 90. Minute,
die auch noch den einen moralisch so wichtigen Punkt
kostete. Trotz allem machen die letzten drei Spiele
immer noch Mut. Wenn in der Winterpause die angekündigten
Verstärkungen für die Offensive unterschreiben,
ist noch alles möglich. Schwer wird es, stehen
doch in der Rückrunde acht Heimspiele neun Auswärtsspielen
gegenüber und heißen die Heimspielgegner
unter anderem Lautern, Köln, TSV 1860 und Rostock.
Aber nichts ist unmöglich! Offenbach hat es mit
vier Siegen in Folge vorgemacht, warum sollten wir
das mit einem richtigen Knipser vorne nicht auch schaffen?
Einem Mann gehört noch ein Sonderlob und das
ist wahrlich selten: Florian Mayer. Endlich wurde
ein Schiedsrichter
nach Essen geschickt, der nicht jeden Zweikampf abpfeift,
sondern das Spiel laufen lässt. Die Folge: Nur
vier gelbe Karten in einem hart umkämpften, aber
fairen Spiel. Keine rüden Fouls, weil Mayer mit
seiner Art zu pfeifen Aggressionen erst gar nicht
aufkommen ließ. Vorteile wurden abgewartet,
erst dann gepfiffen, wenn diese nichts brachten. Wir
würden uns öfter solch einen Unparteiischen
an der Hafenstraße wünschen! Zu guter Letzt
sei noch erwähnt, dass die MSV-Anhänger
nach Spielende hinter dem Gästeblock noch ordentlich
Radau machten. Anscheinend waren sie nicht damit einverstanden,
dass sie - von berittenen Polizisten eingekesselt
- auf Sonderbusse warten mussten, in welche sie gezwängt
und zum Hauptbahnhof abtransportiert wurden. Ein eigentlich
gängiger Ablauf. Aber wieso auch sollten Zebraherden
anders als andere Gästefans in anderen Stadien
behandelt werden?
(tj)
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Rot-Weiss Essen
Zaza - S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler - Lorenzon
- Bemben (87. M. Lorenz), Özbek, Kiskanc (71.
Boskovic) - Younga-Mouhani, Calik
MSV Duisburg
Koch - Weber, Filipescu, Schlicke, Bugera - Bodzek
- Willi (73. Caligiuri), Grlic (85. Koitka) - Kurth,
Lavric, Idrissou
Tore
0:1 Bodzek (14.), 1:1 Younga-Mouhani (45./+3), 1:2
Lavric (90.)
Zuschauer
17.052
Schiedsrichter
Meyer (Burgdorf)
Gelbe Karten
Hysky - Idrissou, Filipescu
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Spieler des Spiels
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