Spielbericht: 2. Bundesliga | Wacker Burghausen -
Rot-Weiss Essen 1:1 (0:0)
Ein Punkt für die Moral
5.100 Zuschauer, darunter knapp 100 Mitgereiste
aus Essen, sahen am Freitagabend ein 1:1 Unentschieden
zwischen Wacker Burghausen und Rot-Weiss Essen.
Auf dem Papier sah es zwar nach einem leistungsgerechten
Unentschieden aus, leidenschaftlich hingegen spielte
nur der RWE.
7:10 Ecken, 19:21 Torschussversuche und 49%:51% Ballbesitz
zeigen in der Endabrechnung eine ausgeglichene Statistik
und unterm Strich müssen wir mit diesem Punkt
leben. Die bis zum Winter angekündigte Eichhörnchentaktik
von Trainer Köstner scheint aufzugehen...
Den Titel des moralischen Siegers, durch den späten
Ausgleich von Serkan Calik und die kämpferische
Leistung über weite Strecken des Spiels, darf
sich allerdings das verjüngte Essener Team anheften.
Zudem wurde dem Negativtrend durch die Spiele gegen
Fürth und nun in Burghausen weiter entgegengewirkt.
Doch von vorne:
Die Startaufstellungen waren identisch zur Vorwoche,
in der beide Teams wichtige Siege im Kampf um den
Klassenerhalt einfahren konnten. Besonders ärgerlich
wohl für Mac Younga-Mouhani, der nach abgesessener
Sperre an alter Wirkungsstätte erstmal auf der
Bank Platz nehmen musste. Trainer Lorenz Günter
Köstner vertraute auf die siegreiche Elf aus
dem Fürthspiel und setzte weiter auf die jungen
Serkan Calik, Baris Özbek und Ferhat Kiskanc.
Calik und Özbek absolvierten unter der Woche
noch ihre ersten Einsätze in der U20 und verloren
mit 0:1 gegen Italien. Zur Halbzeit wurden sie jedoch
von Trainer Dieter Eilts ausgewechselt, um sie in
Hinblick auf den Ligaalltag mit Rot-Weiss nicht zu
verheizen.
Die ersten 25 Minuten der Begegnung gehörten
dann auch eindeutig dem Gast aus Essen. Druckvoll,
zweikampfstark und mit unübersehbarem Willen
wurde das Spiel dominiert. Die erwartete Anfangsoffensive
der Truppe um Trainer Markus Schupp verpuffte im Kampfgeist
der Roten.
Die offensiven Probleme unserer Mannen wurden trotzdem
wieder einmal bestätigt, denn Kapital in Form
von klaren Torchancen konnte aus der Überlegenheit
nicht gezogen werden. Lediglich ein toller Schuss
von Kiskanc stand zu Buche, den Keeper Uwe Gospodarek
allerdings über den Querbalken lenkte
6 Ecken bis zu diesem Zeitpunkt, dazu zwei fehlerhafte
Abseitsentscheidungen gegen Rot-Weiss unterstreichen
aber den starken Beginn.
In der 29. Minute dann der erste Schock.
Der bis dahin starke Stefan Lorenz, wieder auf der
rechten Position in der Viererkette eingesetzt, köpfte
den Ball im eigenen 5er vor die Füße von
Bogavac. Der schob den Ball aber nur an den Pfosten
des RWE-Gehäuses und die Essener Verteidigung
konnte in höchster Not klären.
Genannter Stefan Lorenz stand nun auch sinnbildlich
für den weiteren Verlauf der Partie unserer Roten.
Die Jungs agierten kämpferisch, die Unkonzentriertheiten
im Defensivverhalten und Spielaufbau nahmen hingegen
zu, wodurch man den Gegner wieder ins Spiel brachte.
In Minute 58 wurden dann Gedanken an verloren gegangene
Spiele wach. Sollte der unermüdliche Einsatz
wieder einmal nicht belohnt werden?
Was war passiert?
Während Innenverteidiger Thomas Kläsener
noch im Mittelfeld weilte, rauschten Krejci und Bogavac
nach Ballverlust Löbes mit einem schönen
Doppelpass in Richtung Essener Strafraum. Erstgenannter
bekam den Ball freistehend im 16er und schob ungehindert
ein, während Kläse noch nach
Orientierung suchte.
0:1 trotz guter Leistung kommt das jemandem
bekannt vor?
Was nun aber folgte, konnte schon in den bisherigen
Spielen unter Trainer Köstner beobachtet werden.
Die Mannschaft kämpfte, versuchte zu spielen
und schien nicht länger bereit, sich ihrem Schicksal
zu ergeben. Zwar agierte man noch weit entfernt von
einer offensivstarken Truppe, das planlose Gekicke
in Form von hohen Bällen auf Kopfballungeheuer
Löbe schien aber endgültig vorbei.
Auf die Hereinnahme von Holger Wehlage und Ronny Nikol
für Michael Bemben und Ferhat Kiskanc (63. Min.)
folgte kurze Zeit später die Einwechslung von
Mac Younga-Mouhani für Kapitän Alex Löbe
(69. Min.). Und der Erfolg kam ebenfalls mit rein.
Vergab Mac kurz nach seiner Hereinnahme noch eine
unfassbare Doppelchance, als er an die Latte köpfte
und den herabtropfenden Ball freistehend aus 5 Metern
über das Gehäuse von Keeper Uwe Gospodarek
drosch, machte es Serkan Calik in der 89. Minute besser.
Nach auskurierter Blessur setzte sich Wehlage stark
im gegnerischen 16er durch, flankte von der Torauslinie
nach innen, wo Youngster Calik nur noch einzuschieben
brauchte.
Das erste selbsterzielte Auswärtstor dieser Saison.
Es geht also doch.
Kurze Zeit später dann der Schlusspfiff. Kollektives
Durchatmen und Erleichterung!
Sah man die Freude der mitgereisten Essener Fans,
konnte man den Blick in die Gesichter unserer Akteure
zuerst aber nicht verstehen. Zwar gab es keine hängenden
Köpfe, so richtig zufrieden war aber niemand.
Selbst bei Matchwinner Calik schien der Frust tief
zu sitzen, schon wieder keinen Auswärtssieg gelandet
zu haben.
Die Leistung war aber vor allem kämpferisch in
Ordnung, das Problem mangelnder offensiver Durchschlagskraft
hingegen bleibt bestehen und wird in der Winterpause
ganz oben auf den Notizblöcken der Verantwortlichen
stehen.
Zudem stand in den letzten beiden Partien eine stark
verjüngte Essener Mannschaft auf dem Platz, in
der angedachte Reservisten die schwächelnden
Leistungsträger verdrängt haben. Vor diesem
Hintergrund ist die Entwicklung umso beachtlicher
- und trauriger.
Mit dem 1:1 Ausgleich kurz vor Schluss wurde gestern
Abend nun zum zweiten Mal hintereinander ein Spiel
zu unseren Gunsten entschieden. Der Sieg gegen Fürth
brachte drei Punkte für die Tabelle, dieser Punkt
ist einer für die Moral.
Der Fluch der späten Gegentore scheint Geschichte
und der Blick kann wieder etwas hoffnungsvoller in
Richtung Klassenerhalt gerichtet werden.
Die Mannschaft lebt, die Mannschaft kämpft und
scheint zudem bereit, alles für den Erfolg zu
investieren.
Am kommenden Sonntag folgt nun mit dem Derby gegen
den MSV Duisburg das letzte Spiel der Hinrunde. Mit
einem Sieg dürfte man Anschluss an die Nichtabstiegsplätze
erlangen und selbst ein Punktgewinn gegen den starken
Reviernachbarn würde den positiven Trend der
letzten Wochen nicht stoppen.
Und ich frag mal ganz frech: Wer ist schon Duisburg?
(fs)
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Wacker Burghausen
Gospodarek - Jeknic, Hertl, Vukovic - Nicu, Rosin,
Burkhardt (71. O. Fink), Schmidt (40. Satilmis), Drescher
(81. Aigner) - Bogavac, Krejci
Rot-Weiss Essen
Zaza - S. Lorenz, Kläsener, Hysky, Bieler
Lorenzon Bemben (63. Wehlage), Özbek,
Kiskanc (63. Nikol) Löbe (69. Younga-Mouhani),
Calik
Tore
1:0 Krejci (58.), 1:1 Calik (89.)
Zuschauer
5.100
Schiedsrichter
Gräfe (Berlin)
Gelbe Karten
Vukovic, Hertl, Gospodarek Kläsener
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Spieler des Spiels
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