Spielbericht: 2. Bundesliga | Rot-Weiss Essen - FC
Erzgebirge Aue 0:1 (0:0)
Im Zweifel für den Angeklagten
Der Herbst ist da! Trauriges Wetter begleitete
die fast 10.000 Zuschauer an die Hafenstraße,
an der nur die Flutlichter Wärme spendeten. Standen
die Fans zu Saisonbeginn noch Fuß an Fuß
im gut gefüllten Stadion, gab es dieses Mal wieder
größere Lücken auf jeder der drei
Tribünen.
Voller war es da auf dem Platz. Bis auf Boskovic und
Bemben konnte der neue Trainer Lorenz-Günther
Köstner auf alle Spieler zurückgreifen.
Im Tor startete Zaza und den gelb gesperrten Bemben
ersetzte Stefan
Lorenz. Auch im Mittelfeld wurde wieder gewechselt.
Grammozis und Lorenzon fanden zurück ins Team
und auch Paulo Sergio konnte nach seiner Verletzung
endlich voll eingreifen.
Aber nicht nur personell wurde verändert. In
den Anfangsminuten der Begegnung sah man auch ein
verbessertes Auftreten der Rot-Weissen. Statt lange
Bälle zu spielen, wurde von Anfang an versucht,
über schnelles Kombinationsspiel die Außenbahn
zu erreichen, um von dort aus zu flanken. Ebenso war
ein deutlicher Zug auf das Auer Tor zu erkennen. Paulo
Sergio und auch Löbe versuchten es jeweils aus
der zweiten Reihe, doch die Schüsse waren insgesamt
zu harmlos. Für den ersten großen Aufreger
sorgte allerdings Holger Wehlage, als er sich erst
gegen seinen Gegenspieler durchsetzen konnte, doch
dann zu Fall kam. Die Fans forderten einen Elfmeter,
doch Schiedsrichter Sahler entschied nicht auf Strafstoß.
Eine zumindest strittige Entscheidung.
15 Minuten später stand der Referee wieder im
Mittelpunkt des Geschehens. Als alle im Stadion auf
eine Ecke der Rot-Weissen warteten, lag plötzlich
Aues Liebers im Fünf-Meter-Raum. Nach Rücksprache
mit seinem Assistenten zeigte Sahler zum Erstaunen
aller die rote Karte gegen Younga-Mouhani. Dieser
soll Liebers regelwidrig mit dem Ellbogen gestoßen
haben. Eine Szene, die es zu diskutieren gilt. Selbst
das Opfer Liebers konnte nicht genau feststellen,
was in dieser Situation geschah und sprach von einer
"zu harten roten Karte". Das theatralische
Fallenlassen wurde leider wieder einmal belohnt. Das
von Theo Zwanziger geforderte Bestrafen von Schwalben
muss präzisiert werden. Zwar soll Liebers hier
keine Schwalbe
unterstellt werden, doch im Profifußball nehmen
solche Szenen immer mehr zu. Die Floskel im
Zweifel für den Angeklagten wird allerdings
in diesen strittigen Situationen fast nie bestätigt.
In Folge dieser Szene eskalierte es auf dem Platz.
Wenige Sekunden nach der roten Karte kam es erneut
zur Rudelbildung, als Paulo Sergio seinen
Gegenspieler überhart attackierte. Sahler war
spätestens bei dieser Szene nicht mehr Herr der
Lage und entschied in der Folgezeit in fast jedem
Zweikampf falsch. Doch bis zur Pause passierte nichts
mehr.
Zur zweiten Halbzeit wechselten verletzungsbedingt
nur die Auer, die nun aggressiver und zielstrebiger
agierten. Unverändert schwach dagegen das Auftreten
des Unparteiischen. Nach einem Kopfballduell blieb
der starke Stefan Lorenz verletzt auf dem Boden liegen.
Zwar erkannte Schiedsrichter Sahler den unfairen Ellbogeneinsatz
von David Siradze, ließ dies aber, anders als
in der ersten Hälfte, völlig unbestraft.
Die Partie für Stefan Lorenz war gelaufen. Er
wurde durch seinen Bruder Michael ersetzt.
Aue blieb vom kochenden Publikum unbeeindruckt, spulte
sein Programm weiter herunter und profitierte immer
wieder von Fehlentscheidungen des Schiedsrichters.
Doch auch spielerisch war der FC Erzgebirge nun leicht
überlegen, ohne sich entscheidende Torszenen
heraus spielen zu können. So musste eine Ecke
weiterhelfen. Nach einer schlechten Faustabwehr des
sonst sicheren Torhüters Zaza war es ausgerechnet
Liebers, der aus 15 Metern das 0:1 erzielte. Köstner
reagierte und wechselte Sergio und Löbe aus.
Für sie bekamen Calik und van Lent Einsatzzeiten.
Nun hatte Aue das Spiel im Griff. Die Essener wirkten
platt und nicht in der Lage, den fehlenden Mann zu
kompensieren. Mehrere hundertprozentige Chancen musste
Torhüter Zaza klären, der sich nun zum besten
Spieler auf dem Platz entwickelte. Schwach dagegen
waren die Torabschlüsse der Auer. Allein Juskowiak
vergab zwei Großchancen. So hofften die 9.000
Essener weiter auf ein Wunder. Dieses Hoffen wurde
aber spätestens beendet, als Grammozis im Mittelfeld
seinen Gegenspieler rotwürdig foulte und dabei
selbst eine Verletzung davontrug. Zwar entschied der
Schiedsrichter mild auf gelb, doch Grammozis konnte
fortan nicht mehr dem Spielgeschehen folgen und schied
kurz vor Schluss mit Wadenbeinbruch aus. Da RWE bereits
dreimal gewechselt hatte, mussten die Rot-Weissen
nun die letzten Minuten zu neunt weiterspielen. Diesen
gelang es, ohne weiteren Gegentreffer die Spielzeit
zu absolvieren. Leider gelang keine Offensivaktion
mehr, so dass
es am Ende beim 0:1 blieb.
Der Buhmann des Spiels war sofort gefunden. Der schlechteste
Mann auf dem Feld war - in den Augen vieler Fans -
Schiedsrichter Sahler, der am Spielausgang nicht ganz
unbeteiligt war. Dennoch müssen sich auch die
Rot-Weissen die Frage stellen lassen, warum sie nach
dieser Szene ihr gesamtes Spiel umstellten und danach
fast ausschließlich planlos lange hohe Bälle
in die Spitzen spielten. Gerade die ersten 20 Minuten
zeigten doch, dass es anders gehen kann. Nach der
Einwechselung van Lents und der offensiveren Ausrichtung
von Kläsener, wurden nur noch Bälle auf
deren Köpfe gespielt. Trotz Unterzahl sollte
die kontrollierte Offensive versucht werden. Außerdem
verursachten die langen Bälle enorme Ballverluste,
die dem Gegner sofort Kontermöglichkeiten boten.
Was bleibt den Rot-Weissen nach diesem Wochenende?
Der Rückstand beträgt nun fünf Punkte
aufs rettende Ufer und am kommenden Freitag geht es
zu den heimstarken Rostockern. Es bleibt zu hoffen,
dass die Verpflichtung Köstners schnellstens
Früchte trägt und nach fünf Niederlagen
endlich wieder Punkte gesammelt werden. Ansonsten
wird es in diesem Jahr ein sehr düsterer Winter
für die Rot-Weissen!
(tp)
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Rot-Weiss Essen
Zaza S. Lorenz (51. M. Lorenz), Kläsener,
Hysky, Bieler Lorenzon, Grammozis Wehlage,
Younga-Mouhani, Paulo Sergio (66. Calik) Löbe
(66. van Lent)
FC Erzgebirge Aue
Keller Kos, Emmerich, Loose, Adamski
Heller (46. Brecko), Kurth, Liebers Klinka
(76. Curri), Juskowiak, Siradze (90. Hampf)
Tore
0:1 Liebers (56.)
Zuschauer
9.180
Schiedsrichter
Sahler (Mutterstadt)
Gelbe Karten
Bieler, Paulo Sergio, Grammozis Adamski, Siradze
Rote Karte
Younga-Mouhani (Tätlichkeit/22.)
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Spieler des Spiels
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