Spielbericht: 2. Bundesliga | Spvgg Unterhaching -
Rot-Weiss Essen 2:1 (1:1)
Unterhaching? Unterirdisch! Oder Notizen aus dem
Tabellenkeller
Es war mal wieder so weit, RWE zeigte sich pünktlich
am St. Martins Wochenende up to date und teilte nicht
nur, nein vergab sogar sein mittlerweile letztes Hemd
an einen anderen Punktebettler, an den aus Unterhaching.
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt,
Match 1 nach Uwe Neuhaus brachte personelle Veränderungen,
so kehrte Karim Zaza ins Tor zurück, Haeldermans
lief wieder im Mittelfeld auf und Thomas Kläsener
und Victor Hugo Lorenzon sahen sich erstmals mit der
Reservebank konfrontiert.
Das, was auf dem Feld passierte, war aber das Übliche.
RWE begann zwar couragiert, erarbeitete sich Feldvorteile
und ließ das Leder teilweise gekonnt durch die
eigenen Reihen laufen, war aber vor des Gegners Tor
wie gewohnt zu ungefährlich. Die Gastgeber zeigten
hingegen, warum sie noch keinen Heimdreier landen
konnten, gänzlich uninspiriert konnten sie den
Essener Schlussmann nicht nur wegen der kalten Temperaturen
nicht ins Schwitzen bringen. Da mussten schon die
Gäste herhalten, um ein Lächeln auf die
Hachinger Gesichter zu zaubern. Pascal Bieler hakelte
ungeschickt und unnötig gegen Routinier Thomas
Sobotzik, der dankend die Einladung annahm und im
Strafraum zu Boden sank. Den fälligen Elfer verwandelte
Stefan Buck. Der an Nervigkeit nicht mehr zu überbietende
Stadionsprecher konnte erstmals seine zirkusreife
Performance mit den knapp 4.000 Heimfans
zelebrieren. Auf diese stolze Kulisse brachten es
die Münchener Vorstädter im Übrigen
nur, weil busseweise mit Freikarten versorgte Grundschulklassen
herangekarrt worden waren. Die daraus resultierende
Kindergeburtstagsatmosphäre nervte die tapferen
ca. 100 mitgereisten RWE-Anhänger nur noch mehr.
Doch siehe da, im Gegenzug passierte Erstaunliches,
das erste Auswärtstor der Saison durfte bejubelt
werden. Bezeichnenderweise war es kein Essener, sondern
ein Hachinger, der die Kugel ins Netz beförderte.
Stefan Buck, gerade noch auf der Gegenseite umjubelt,
unterlief dieses Missgeschick. So ist Fußball.
Der Rückschlag verunsicherte die ohnehin schlechten
Gastgeber noch mehr, RWE, angetrieben durch Younga-Mouhani,
machte nun Druck, brachte aber die Führung bis
zur Pause nicht zustande.
Sieben Minuten nach Wiederanpfiff dann eine Situation,
welche das derzeitige Dilemma eindrucksvoll aufzeigte.
Stijn Haeldermans stürmte mit dem Ball Richtung
Strafraum der Gastgeber, vertändelte denselben
aber mit nicht nachzuvollziehender Nachlässigkeit.
Der daraus resultierende hohe Ball wurde von Michael
Lorenz im Mittelkreis im Stile einer angetrunkenen
Ballerina verfehlt, sodass mit NDiaye der einzige
Hachinger zwischen vier Essenern an den Ball gelangen
konnte. Dieser spielte einen langen Ball, den der
für Bieler eingewechselte Kläsener indisponiert
an sich vorbei- und dann Kontrahent Lechleitner weglaufen
ließ. Das bayerische Urgestein machte dann allein
vor Karim Zaza das 2:1. Man muss es auf den Punkt
bringen, ein solches Gegentor kassiert vielleicht
eine ungeordnete Schülertruppe, darf aber einer
Profimannschaft einfach nicht passieren. Kirmesfußball.
Was folgte ist altbekannt, Essen kämpfte engagiert,
fand aber keine Mittel, auf der Gegenseite zeigte
die Gastgeber bei stümperhaften Kontern, dass
die Punkte hier eigentlich auf dem Silbertablett gelegen
hätten. Zwei rot-weisse Situationen gab es dennoch:
Ein Drehschuss von Kläsener in aussichtsreicher
Position landete in den Armen von Heerwagen, ein Freistoß
des verbessert agierenden Bemben ging an den Pfosten.
Und die Punkte gingen letztlich wie üblich an
den Gastgeber. Die Mutter Theresa aus dem Ruhrgebiet
hatte uneigennützig wie immer um die Gegentore
gebettelt, sie bekommen und musste trotz kämpferisch
ansprechender Vorstellung punktlos die Heimreise antreten.
Dass die Anhänger mittlerweile ein Gespür
dafür entwickelt haben, dass der Truppe derzeit
bei aller spielerischer Armut und hoher Fehlerquote
einsatztechnisch kein Vorwurf zu machen ist, bewies
sich durch Applaus nach dem Abpfiff und dem Ausbleiben
jeglicher Schmährufe und Gesänge. Unschön
von Mannschaftsseite, bis auf Mac Younga-Mouhani,
Karim Zaza und Icke Lorenz ließ sich keiner
der RWE-Kicker mehr in der Fanecke sehen. Dabei hatten
die 100 Essener einiges erlitten. Knapp 1400 Kilometer
Hin- und Rückreise, nasskaltes Wetter, schlechten
Fußball, die vierte Niederlage in Serie, eine
unendlich nervige Atmo im Generali-Sportpark
Vor dem Anpfiff fragten wir uns, wo, wenn nicht hier,
sollen wir gewinnen? Eine Stimmung wie beim Trainingskick
und ein Gegner, der in dieser Verfassung wohl ebenfalls
noch eine große Rolle beim Kampf um den Klassenerhalt
spielen dürfte. Es bleibt zu hoffen, dass den
RWE-Verantwortlichen eines klar geworden ist, eine
interne Lösung um Olaf Janssen wird das Vereinsschiff
wohl nicht retten. Man muss alle Hebel in Bewegung
setzen, um einen adäquaten neuen Übungsleiter
zu gewinnen. Ob ein Name wie Jürgen Röber
aber dieses Harakiri-Unternehmen in Angriff nehmen
wird, dürfte fraglich sein.
Immerhin, nach wie vor trennen RWE keine Welten vom
Nichtabstieg. Aber wenn nicht sofort das Punkten wieder
aufgenommen wird, werden wir bald bar jeder Hoffnung
sein.
(sm)
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Spvgg Unterhaching
Heerwagen Feldhahn, Omodiagbe, Frühbeis,
Sträßer Thomik (77. Spizak), Sobotzik,
Buck, Lechleiter NDiaye (87. Majstorovic),
Teinert (59. Kolomaznik)
Rot-Weiss Essen
Zaza Bemben, Hysky, S. Lorenz, Bieler (46.
Kläsener) M. Lorenz Younga-Mouhani,
Haeldermans (74. Özbek) Wehlage, Löbe,
Calik (74. Kiskanc)
Tore
1:0 Buck (25.), 1:1 Buck (27., Eigentor), 2:1 Lechleiter
(52.)
Zuschauer
4.000
Schiedsrichter
Anklam (Hamburg)
Gelbe Karten
Buck, Feldhahn, Omodiagbe Bemben, Löbe
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Spieler des Spiels
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