Spielbericht: 2. Bundesliga | TSV 1860 München
- Rot-Weiss Essen 2:0 (0:0)
Rekord- statt Löwenjagd
Dass dieses Spiel nicht als Fußballfeinkost
in die Geschichte eingehen würde, war vor dem
Spiel jedem klar. Zwei kriselnde Vereine trafen am
gestrigen Abend in der WM erprobten Allianz-Arena
zu München aufeinander. Nur knapp
25.000
Zuschauer verliehen dem Ganzen auch noch ein wenig
Endzeitcharakter, ob der nur spärlich gefüllten
Ränge. Zudem waren die Temperaturen innerhalb
einer Woche um mehr als 20 Grad gefallen und so froren
besonders die "mediterranen Gästefans"
bei den Minusgraden in der Allianz-Arena.
Die Arena selbst ist übrigens wirklich beeindruckend,
von innen wie von außen. Einzig die Betonwüste
in der Umgebung des Stadions vermittelt Tristes. Am
Kassenhäuschen verkaufen routinierte, aber ahnungslose
Kassiererinnen auch schon mal Karten an Essener für
den Löwenblock. Aber was will man von jemandem
erwarten, der bei 1860 Eintrittskarten verkauft und
ein Schlüsselband von Energie Cottbus um den
Hals trägt. Auch in der Arena herrschen kahler
Beton und die Farbe grau vor. Für Speis und Trank
muss man die Allianz-Card kaufen.
Die gut 2.000 mitgereisten Essener Fans waren im gigantischen
Rund zwar sicherlich nicht ohrenbetäubend laut,
aber vor allem die Ultras sorgten anfangs für
gute Stimmung, zumal von den 60ern so gut wie gar
nichts zu hören und zu sehen war. Einzig ein
Protesttransparent gegen den Einsatz des "USK"
- einer Spezialeinheit der bayrischen Polizei ("traditionell"
in schwarz gekleidet) - beim Spiel in Augsburg wurde
gut zehn Minuten lang hochgehalten.
Wie ein Kochrezept für schlechte Fußballspiele
kann nun alles Folgende beschrieben werden. 20 Minuten
lang passierte so gut wie gar nichts. Die Gäste
aus Essen starteten sogar leicht überlegen in
die Partie und hatten durch Özbek auch die erste
und einzige Großchance in der Anfangsphase.
Ansonsten ließ sich ein besonderes Schauspiel
der Kunst der Fehlpässe auf beiden Seiten beobachten.
Merklich nervlich angeschlagen schienen die 60er genau
der richtige Kontrahent zu sein, um eine, im Profi-Fußball
wohl einmalige Negativserie von erfolgslosen Auswärtsspielen,
zu beenden.
Doch gravierende, individuelle Fehler im Essener Mittelfeld
steigerten das wenige Selbstvertrauen der Heimmannschaft,
die wiederum ihre Chance der Wiedergutmachung für
schlechte Spiele in dieser Saison ahnte. Nachdem Keeper
Masuch den Ball ungenügend in die Füße
des heranstürmenden Mittefeldakteurs Ziegenbein
parierte, hatten die vom Pech verfolgten
Essener endlich einmal Glück. Wenig zweitligareif
schoss das junge Talent den Ball an den Außenpfosten.
Ein Rückstand zu diesem Zeitpunkt wäre allerdings
kaum gerecht gewesen.
Danach stoppten beide Mannschaften erneut ihre wenigen
Angriffsbemühungen. Nur selten gelang einer der
beiden Mannschaften ein optisch gelungener Angriff.
Doch vor der Pause bekamen beide Mannschaften noch
einmal die Chance zur Führung. Erst scheiterte
Di Salvo im Alleingang an Masuch, beim
Gegenangriff machte es allerdings Löbe nicht
besser und schoss den Ball meterweit neben und über
das Tor. Ergebnisbezogen konnten die Essener zufrieden
in die Kabine gehen.
Ohne personelle Veränderungen ging es in die
zweite Halbzeit. Zumindest auf Essener Seite hatten
viele mit einer Auswechselung des total neben sich
stehenden Younga-Mouhani gerechnet, der überhaupt
nicht ins Spiel fand. Knapp fünf Minuten nach
Wiederanpfiff gelang nach einem erneuten unnützen
Ballverlust im Mittelfeld Vucicevic das Tor zum 1:0
für die Münchener. Pascal Bieler rutschte
im Strafraum aus und musste so den Angreifer ziehen
lassen. Dieser schloss seinen Alleingang mit dem Schuss
ins lange Eck ab.
Das Tor war der Startschuss für die beste Phase
im Spiel, in der die Rot-Weissen sogar leicht überlegen
wirkten. Doch 20 Meter vor dem Tor wurden auch die
besten Angriffe relativ leicht von der 60er Abwehr
abgefangen. Nur einmal gelang es den Essenern, sich
bis zum Abschluss durchzukämpfen, doch Wehlages
Schuss konnte Torhüter Hoffmann parieren. Und
als man sich als Fan richtig ins Spiel reinsteigerte,
wurde es aus Essener Sicht hart beendet. Einen brutalen
Aussetzer von Kläsener, der seinen Gegenspieler
im eigenen Strafraum mustergültig bediente, nutzte
Di Salvo zum 2:0. Die Entscheidung!
Auch die beiden zwei Minuten vorher eingewechselten
Stürmer Calik und van Lent konnten in der Folgezeit
keine Akzente mehr setzen. Zum allgemeinen Erstaunen
wurde mit Wehlage der beste Essener vom Platz genommen.
Auch Haeldermans, noch nicht wieder in Top-Form, musste
den Platz räumen. Verzweifelt wurden die drei
Stürmer nun immer wieder hoch angespielt, dabei
auf einen Fehler der guten Innenverteidigung der Gastgeber
spekulierend. Doch diese hielt dem Druck
der Essener stand. So endete dieses Spiel 2:0 für
die
Münchener. Auch im fünften Auswärtsspiel
dieser Saison gelang den Essenern kein Auswärtstor
das ist rekordverdächtig. Lange Zeit des
Ärgerns bleibt aber keinem. Mit Koblenz steht
die fünftbeste Auswärtsmannschaft bereit,
die Hürde Hafenstraße zu nehmen.
Am Ende des Spiels gab's erstmals nicht nur vereinzelte
"Neuhaus raus" Rufe. Auch wenn der Trainer
sicherlich nicht allein schuldig ist für das
absolut erbärmliche Auswärts-Auftreten unseres
Teams, so ist er doch von Beginn seiner Zeit bei RWE
der Sündenbock der Fans für Erfolglosigkeit.
Es macht im Moment einfach keinen Spaß mehr,
mit RWE zu verreisen!
Ob auf dem Platz oder außerhalb des Platzes
es werden stürmische Zeiten bei Rot-Weiss.
Bleibt zu hoffen, dass neben 90 Minuten Kampf, auch
die spielerische Linie wieder Einzug ins Essener Spiel
erhält und dass die Konzentration über die
reguläre Spielzeit hinaus gehalten werden kann.
(tp)
/ (mn)
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TSV 1860 München
Hofmann Burkhard, Hoffmann, Berhalter, Schäfer
Ziegenbein, Schwarz, Baier, Milchraum (69.
Thorandt) Vucicevic (89. Adler), di Salvo (83.
Göktan)
Rot-Weiss Essen
Masuch Bemben, Kläsener, S. Lorenz, Bieler
Lorenzon Ölzbek, Younga-Mouhani,
Haeldermans (58. Calik) Wehlage (58. van Lent),
Löbe
Tore
1:0 Vucicevic (50.), 2:0 di Salvo (61.)
Zuschauer
23.400
Schiedsrichter
Welz (Wiesbaden)
Gelbe Karten
Milchraum Haeldermans
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Spieler des Spiels
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