Spielbericht: 2. Bundesliga | 1. FC Köln - Rot-Weiss
Essen 1:0 (0:0)
Unterschiede
RW Essen verliert in Köln mit 0:1. Für
viele Experten keine große Überraschung,
haben die Kölner in ihren bisherigen Heimauftritten
den Gegner stets demontiert. Gegen Essen war eine
solche Galavorstellung gestern nicht drin. Doch von
Anfang an.
Der zweite Besuch der Essener im neuen Kölner
Stadion wurde von allen mit Spannung erwartet. Kölner
Fans bekundeten auf dem Hinweg mehrmals vorhandene
Sympathien zu RWE und auch andersherum gab
es viele Lobeshymnen für einen Verein, der am
Ende der Saison wohl einen Zuschauerdurchschnitt von
40.000 erreichen wird. Annähernd so viele Zuschauer
wollten dann auch das Spiel, vom Deutschen Sport Fernsehen
auf Montag platziert, vor Ort sehen. Selbst die überschwänglich
präsentierte und auf Kölner Seite mindestens
genauso penetrant zelebrierte Karnevalsmusik konnte
der guten Stimmung im Essener Block nichts anhaben.
Ca. 3.000 der 39.000 machten sich auf den Weg raus
aus dem Ruhrgebiet, hinein in die Karnevals-Metropole.
Die gute Verkehrsanbindung und auch das Ticketing
ließen kurzartig nostalgische WM-Gefühle
aufkommen. Ebenso die sichtbare Verkleinerung des
Gäste Stehbereiches. Dieser wurde innerhalb von
zwei Jahren um ca. die Hälfte des ursprünglichen
Volumens verringert eine negative Erscheinung
in Liga Zwei, die der Fan auch schon in Kaiserslautern
ertragen musste.
Die Startaufstellungen auf beiden Seiten boten keine
Überraschungen. RWE konnte wieder auf Bieler
zurückgreifen und auch die angeschlagenen Spieler
Sergio, Grammozis und van Lent waren fit zurück
im Kader. Letztgenannte kamen aber nur zu Kurzeinsätzen.
Die Kölner dagegen konnten auf ihren neuen Helden,
den von Presse und Bundestrainer hochgelobten Angreifer
Helmes zurückgreifen. Eine Tatsache, die am Ende
dieses Tages den Unterschied ausmachen würde.
Die einzige Überraschung der gesamten Aufstellungsentscheidungen
war die recht offensive Aufstellung der Essener. Viele
hatten mit einer klar defensiv ausgerichteten Mannschaft
gerechnet.
So verwunderte es nicht, dass die Essener in der ersten
Halbzeit sogar zur spielbestimmenden Mannschaft wurden.
Von Anfang an pflegten die Essener Spieler einen Drang
zum gegnerischen Kasten, den
sie allerdings meistens nur selten erreichten. Es
war Alexander Löbe, der in der 15. Minute die
beste aller Torchancen nicht nutzen konnte. Younga-Mouhani,
der als hängende Spitze immer unverzichtbarer
für das Team wird, setzte sich am Strafraum durch
und Löbe schloss ab. Sein Schuss verpasste das
Tor aber um einige Zenitmeter.
Auch in den darauf folgenden Minuten waren die Essener
tonangebend. Allein Paulo Sergio schaffte es immer
wieder, die Kölner Innenverteidigung zu durchdribbeln,
war im Abschluss aber ähnlich glücklos.
So ging es mit 0:0 und großem Beifall der mitgereisten
Zuschauer in die Kabine. Dass der Schweizer Trainer
Latour wenig begeistert vom Offensivspiel seiner Mannschaft
gewesen sein dürfte, zeigte seine Reaktion nach
der Pause. Erst kam mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit
Stürmer Madsen, fünf Minuten später
auch der Bundesliga erprobte Lagerblom. Doch am Spiel
änderte sich erst einmal nicht viel. RWE war
nun zwar nicht mehr so druckvoll, dennoch weiterhin
mindestens auf Augenhöhe. Leider konnten viele
Standardsituationen nicht genutzt werden.
Mitte
der zweiten Hälfte befreiten sich dann die Kölner
vom stürmenden Mannschaftssupport der Essener.
Nach vielen kleineren Torraumszenen, in denen Zaza
einmal mehr seine Klasse auf der Linie unterstrich,
war es Torjäger Helmes, der das größte
Ausrufezeichen des Spiels setzte. Er war es, der die
1:0 Führung erzielte. So dachten es zumindest
99% im Stadion, aber der Schiedsrichterassistent entschied
falsch auf Abseits. Glück für RWE! Wenig
später testete er mit einer klasse Direktabnahme
zum Glück nur das Aluminium des Essener Tors.
Zwei Szenen, die das Spiel für mehrere Minuten
prägten. Die sonst sehr gut funktionierende Defensive
um Zauberer Lorenzon stand ab diesem Zeitpunkt
im Fokus des Geschehens. Wenige Minuten nach dem Pfostenknaller
zappelte der Ball dann doch im Netz der Gäste.
Helmes war es, der die 1:0 Führung erzielte.
So dachten es zumindest 99% im Stadion, aber der Schiedsrichterassistent
entschied falsch auf Abseits. Glück für
RWE!
Doch Helmes war noch nicht satt. Fünf Minuten
später passierte der erste große Fehler
in der Essener Hintermannschaft. Thomas Broich stand
plötzlich alleine vor Torhüter Zaza und
nachdem dieser vergebens versuchte, den Ball auf Aussen
zu klären, flankte Broich den Ball in Richtung
des leeren Tores. Dort verlängerte Hysky unglücklich,
so dass Bieler über- und Helmes frei angespielt
wurde. Dieser nutzte dieses Mal auch mit dem Einverständnis
des Schiedsrichtergespannes die Situation und schob
ein zum 1:0. Insgesamt nicht völlig verdient,
aber nach der starken Druckphase eine logische Folge.
Das Tor war der Auftakt zu Akt Drei des Spiels.
In diesem Spielabschnitt - Helmes war bereits verletzt
ausgewechselt worden - wie sich später rausstellen
sollte wegen eines Mittelfußbruchs - veränderte
sich die taktische Ausrichtung der Kölner. Nun
stellten sie jede Offensivarbeit ein und konzentrierten
sich ausschließlich aufs Verteidigen. Ein verstecktes
Lob Latours, der damit die Stärke der Essener
anerkannte und nicht, wie in den vorherigen Heimspielen,
die Show, sondern
die Effektivität in den Vordergrund stellte.
Folgerichtig gelang es den Essenern, die nun mit Grammozis
und van Lent für Paulo Sergio und Haeldermans
spielten, sich in der Offensive festzusetzen. Doch
auch hier wurde ein Unterschied zu den Kölnern
deutlich: Die Chancen wurden nicht genutzt. Die beste
hatte Martin Hysky, doch der Schweizer Nationalspieler
Cabanas verhinderte kurz vor dem Abpfiff auf der Linie
den Ausgleich.
Dieser wäre sicher nicht unverdient gewesen.
Der Unterschied war auch gestern die Kaltschnäuzigkeit,
die ein Liganeuling gegenüber einem Aufstiegsaspiranten
nur selten besitzt, die aber notwendig ist, um gegen
stärkere Gegner zu bestehen. Die eigene Stärke
ist allerdings auch nach der Niederlage an- und erkannt.
Kompakt, stabil und selbstsicher präsentiert
sich das gesamte Defensivverhalten der Mannschaft.
Gegen Gegner wie Braunschweig oder Offenbach, die
das gleiche Ziel wie Rot-Weiss besitzen den
Klassenerhalt werden diese Stärken am
Ende auch Punkte bringen. Die Wertung der drei Punkte
sind dieselben. Die Wichtigkeit gegen bestimmte Gegner
gewinnen zu müssen aber grundverschieden.
(tp)
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1. FC Köln
Wessels - Haas, Alpay, Mitreski, Ehret - Cabanas,
Baykal (56. Lagerblom) - Broich - Helmes (80. Scherz),
Chihi (46. Madsen) - Novakovic
Rot-Weiss Essen
Zaza - Bemben, Kläsener, Hysky, Bieler - Lorenzon
- Younga-Mouhani (90. M. Lorenz), Haeldermans (83.
van Lent) - Wehlage, Sergio (69. Grammozis) - Löbe
Tore
1:0 Helmes (74.)
Zuschauer
39.000
Schiedsrichter
Dr. Wack (Biberbach)
Gelbe Karten
Cabanas - Bemben, Lorenzon
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Spieler des Spiels
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