Vorschau: 11. Spieltag | Kieler SV Holstein von 1900
- Rot-Weiss Essen
Die WET-Tour oder
auch das nördlichste Auswärtsspiel
"Und nun der 1. FC Süderbarup gegen Holzbein
Kiel!" (Zitat aus Werner Beinhart). Ein oft gehörter
Satz, der wohl bekannter sein dürfte, als der
dort leicht abgewandelte Verein Holstein Kiel. Doch
damit tut man dem Verein unrecht. Zwar scheinen die
Herren des THW Kiel die Fußballabteilung des
Kieler SV Holstein eingeholt zu haben, dennoch besitzt
der Verein eine langjährige Tradition.
Im Jahre 1900 gegründet, durchlebte der Verein
das gewohnte Szenario neugegründeter Vereine
bis der jetzige, korrekte Vereinsname entstand. Dieser
entsprang einer Fusion im Jahr 1917, als die Vereine
1. Kieler Fußballverein und FC "Holstein"
von 1902 fusionierten. Fortan heißt der Verein
Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900, kurz KSV.
Nachdem man 1910 nur knapp im Finale um die Deutsche
Meisterschaft scheiterte, gelang schon 1912 der erste
große Triumph in der noch jungen Vereinsgeschichte.
Holstein Kiel wurde Deutscher Meister. 1930 mussten
sie sich allerdings erneut mit Platz 2 genügen,
als die Kieler gegen Hertha BSC Berlin mit 4:5 verloren.
Immerhin war der Verein damit aber drei Mal in einem
Endspiel um die Meisterschaft, eine Bilanz von der
viele andere Vereine nur träumen können.
Danach gelang ihnen während des zweiten Weltkrieges
noch ein dritter Platz (gegen Vienna Wien) doch die
großen Zeiten des Vereins schienen
vorbei. Statt einer deutschen Meisterschaft feierten
sie nun 1961 die Deutsche Amateurmeisterschaft. In
der jüngeren Vereinshistorie sucht der allgemeine
Fußballfan nun vergebens nach großen Triumphen.
Ähnlich wie unsere geliebten Rot-Weissen hielt
sich der Verein vorzugsweise in der zweiten Liga auf.
Tiefpunkt war der Abstieg 1996 in die Oberliga. Beinahe
beeindruckend die Parallelitäten in der Historie
der beiden Mannschaften, jedoch sucht man nach weiteren
Gemeinsamkeiten vergebens. Zwar durften die Rot-Weissen
in der letzten Saison Zweitligaluft schnuppern, doch
der Exkurs war nur von einjähriger Dauer. Zuletzt
traf man also des Öfteren auf die Kieler.
Die größte Konkurrenz von Holstein Kiel
ist, wie schon oben erwähnt, nicht ein großer
Fußballverein in der Nähe, sondern eine
Sportart, die im Ruhrgebiet, speziell in Essen seit
diesem Jahr, nicht mehr auf hohem Niveau stattfindet:
Der Handball zieht dort die Massen an! So taucht der
THW Kiel mit seinen Zuschauerzahlen in den Zuschauerstatistiken
der verschiedenen Sportarten immer in den Top 50 auf.
Nach dem "großen Fußballverein"
aus der Nordmetropole sucht man dort aber vergebens.
Zwar bietet das Holsteinstadion 16.131 Zuschauern
Platz, doch selbst im Pokal 2002 gegen Hertha BSC
Berlin bestaunten nur ganze 9300 Zuschauer das sensationelle
4:3 n.E. Selbst die Kieler Wochen stellen einen größeren
Magneten dar.
Doch was nützen die besten Zuschauerzahlen, wenn
das Wichtigste - der spieltägliche Erfolg - nicht
erzwungen werden kann. Paderborn aus der letzten Spielzeit,
sowie Ahlen seit dem Einstieg von LR in die Profiabteilung,
sind Exempel dafür, dass die Finanzen nicht mehr
nur über Zuschauereinnahmen generiert werden
und dass man auch als kleiner Verein vor
leeren Rängen sportlichen Erfolg haben kann.
Diesen Erfolg feiern zur Zeit die Kieler in der aktuellen
Saison, das jedoch ohne viel Geld. Mit einem Spiel
weniger als RWE erreichten sie bisher die gleiche
Punktzahl.
Vielleicht ändert ja die WET-Tour was an der
Zuschauermisere des besten Kieler Fußballvereins.
Nun fragen sich einige, was ist das? Besser bekannt
ist diese Tour als Asiticket-Tour, was bei einigen
immer noch Bahnhöfe hinterlässt.
Bahnhöfe sind das, was man auf dieser Tour zur
Genüge besucht. W für Wochen E für
End und T für Ticket, macht das von der Deutschen
Bahn angebotene Wochenendticket.
Mit diesem und natürlich auch mit Bussen und
Autos werden die Essener Anhänger nach Schleswig-Holstein
pilgern um ihre Rot-Weissen zu unterstützen.
Dabei hofft man auf die endgültige Rückkehr
von Alexander Löbe, der schon gute Ansätze
in den letzten 10 Minuten im Spiel gegen Jena zeigte
und mit einer überraschenden Einlage glänzte.
Doch die Fans wollen mehr sehen.
Im Team der Gastgeber finden sich bekannte Namen.
Michael Molata, Thomas Piorunek, Pavel Dobry, Patrick
Würll und Andre Breitenreiter kennt man schon
aus diversen Regionalliga-Schlachten oder aus höheren
Klassen. Torben Tutas dagegen wird auch dem RWE-Fan
mit weniger Weitblick in die Spielerstrukturen
der restlichen Regionalliga bekannt sein.
Allerdings dürfen im Aufstiegskampf keine Gast-Geschenke
verteilt werden. Ein 3:4 aus Essener Sicht im letzten
Aufeinandertreffen ist zwar allemal sehenswert, allerdings
ist ein Punktgewinn dort Pflicht. Vielleicht entdecken
unsere Rot-Weissen neben dem - geografisch betrachtet
- obersten Verein der RL Nord auch den höchstgelegensten
Platz in der Tabelle. Dafür müsste dort
allerdings nicht nur gewonnen werden, sondern die
Ergebnisse der anderen Plätze müssten passen.
(tp)
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