[ Jawattdenn.de - Saison 2005/06 ]      

 





Tabelle

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Oggersheim
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Elversberg
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4
Verl
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5
Lotte
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Dortmund II
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Köln II
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Leverk. II

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Interview: Jawattdenn.de sprach mit Lothar Dohr


Lothar Dohr, Fanbeauftragter von Rot-Weiss Essen, deutschlandweit bekannt als der "Schreck vom Niederrhein" steht für Jawattdenn.de Rede und Antwort zu den aktuellen Diskussionsthemen rund um RWE und seine Person.

Als er mit 11 Jahren erstmals mit seinem Vater zum Spiel RWE-Werder Bremen an die Hafenstrasse pilgerte, war ihm sicherlich nicht bewusst, dass er später durch den Club zur lebenden Legende werden würde. Die Roten spielten 2:2 und der Virus hatte ihn gepackt.

Vier Jahre später besuchte er sein erstes Auswärtsspiel gegen die großen Bayern. Am Ende standen zwei Tore von Willi Lippens zwei von Gerd Müller gegenüber. Nach den Heimspielen besuchte er fortan nun auch regelmäßig fast alle Auswärtsspiele.

Sein Kultstatus brachte ihm sogar zwei Kurzauftritte im Tatort ein, allerdings hatte die zunehmende Berühmtheit auch negative Auswirkungen. Beispielsweise häuften sich Androhungen von "Konsequenzen" gegnerischer Fans vor anstehenden Auswärtsspielen, falls man Lothar in die Finger bekommen würde. Sogar ein "Kopfgeld" wurde einst auf ihn ausgesetzt.

Zum Glück blieben es leere Drohungen und so kann Lothar heute als Fanbeauftragter bei RWE arbeiten und somit Hobby und Beruf gleichzeitig ausüben.

So bekannt auch der "Schreck vom Niederrhein" ist, so unbekannt ist für viele seine Entstehungsgeschichte. Jawattdenn.de sprach mit Lothar:


Jawattdenn.de:
Hallo Lothar, dein erstes Heimspiel war 1970 gegen Werder Bremen. Gab es damals schon den Schreck vom Niederrhein?

Lothar:
Nein, ich glaube nicht. Bewusst wahrgenommen habe ich den ab 1973, allerdings wurde er eher sporadisch gerufen.


Jawattdenn.de:
Also gab es keinen direkten Vorgänger?

Lothar:
Nein, nicht so richtig. Ich kann mich auch nicht an den Namen erinnern, der das gerufen hat.


Jawattdenn.de:
Und dann bist du einfach selbst auf die Stange gegangen?

Lothar:
Ja, es war 1974, ich bin einfach mal drauf und habe es versucht. Da war ich 15. Früher wurde das während des Spiels sogar mehrmals gerufen, das war aber auch vom Spielverlauf abhängig. Später nur noch einmal pro Spiel.


Jawattdenn.de:
Was ist das Gefühl von tausenden Fans gefordert und hinterher gefeiert zu werden?

Lothar:
Was mir gefallen hat, dass es von jetzt auf gleich ruhig war, wenn ich auf der Stange war und natürlich, dass um die 6-7 tausend geschrieen haben „Nur der RWE“.
Was mir nicht gefallen hat, war das „Lothar, wir bitten dich“. Ich habe sogar versucht, vor den Rufen auf die Stange zu gehen, diese kamen allerdings trotzdem. Das war mir eher peinlich.


Jawattdenn.de:

„Früher war alles besser“ in Bezug auf Stimmung, stimmt das?

Lothar:
Im Augenblick ja. Obwohl im letzten Jahr war sie noch in Ordnung. Durch den Abstieg sind viele sehr enttäuscht. Die Stimmung ist auch von der Gesamtsituation abhängig.
Dazu kommt noch die Blocktrennung. Die Nord hatte sich auch erst nach langer Zeit etabliert, nachdem die Fans damals bereits aus der Westkurve „vertrieben“ wurden. Jetzt müssen sich die Fans wieder umorientieren.
Wobei ich die Alternative Ost besser finde. Wir haben damals auch in der Westkurve hinter dem Tor gestanden. Ich stehe seit kurzem selbst meistens auf der Ost und die Sicht ist besser, als in der Nähe des Gästebereiches auf der Nord.


Jawattdenn.de:

Woher kommt, deiner Meinung nach, die offensichtlich angespannte Beziehung zwischen Fans und Spieler?

Lothar:
Es liegt sicherlich an den Spielern der letzten Saison, denn die aktuelle Mannschaft kann ja im Prinzip gar nichts dafür. Die drei Jungs, die geblieben sind, spielten bis jetzt ja auch unregelmäßig...


Jawattdenn.de:

..zumal diese Spieler auch nicht der Angriffspunkt sind!

Lothar:
Nein, wenn du einen Typ wie Alex Löbe dabei hast, von dem erzählt wird, wie viel er angeblich verdient und er dann nicht, wie einige erwarten, drei oder vier Tore pro Spiel macht, ist natürlich der Buhmann schnell ausgemacht. Das selbstbewusste Auftreten, was meiner Meinung nach ein Torjäger haben muss, eckt bei einigen Fans zusätzlich an.


Jawattdenn.de:

Zurück zum Schreck vom Niederrhein. Aus gesundheitlichen Gründen hört man dich wohl nicht mehr. Gar nicht mehr, oder juckt’s dir noch in den Fingern?

Lothar:
Es gibt ja auch viele Gerüchte. Es hieß ja schon, ich hätte Kehlkopfkrebs und würde bald sterben. Bei hohen Temperaturen ist das kreislauftechnisch manchmal ein Problem, denn wenn ich es mache, dann will ich es auch „Natur“ machen. Ich würde niemals so eine Flüstertüte nehmen. Ich hätte es letzte Saison auch zwei mal gemacht, gegen Köln und Frankfurt. Ich war schon auf dem Weg, als die Roten noch geführt haben. War ja auch ziemlich voll und als ich dann in der Nord ankam, fielen die Ausgleichstreffer.
Bei solchen Nackenschlägen auf die Stange zu gehen, ist einfach unpassend. Bei den restlichen Heimspielen war die allgemeine Stimmung, aus meiner Sicht, nicht passend.


Jawattdenn.de:

Was sagst du zu der Diskussion um einen eventuellen Nachfolger ?

Lothar:
Es waren schon ein paar Leute da, die das machen wollten und mich gefragt haben. Ich habe nur geantwortet „Klar, versuch es einfach“. Von diesen Leuten habe ich danach nichts mehr gehört. Es wurden auch Termine vereinbart, um die Sache nochmals zu besprechen, aber es hat sich im Endeffekt keiner getraut.
Ich hatte damals auch keinen, der mich an die Hand genommen und mich auf die Stange gezerrt hat. Ich bin da drauf gegangen und fertig.

Meiner Meinung nach, geht das heutzutage aber nicht mehr ganz so einfach. Die Aktion müsste im Vorfeld gut geplant und öffentlich gemacht werden, sei es bei den Fanclubs, oder auch beim Verein. Macht es jemand und die eine Tribüne macht mit, die andere nicht, vielleicht auch aus Trotz, dann bringt das auch nichts.


Jawattdenn.de:

Also meinst du, der Schreck vom Niederrhein ist bald Vergangenheit?

Lothar:
Nicht unbedingt. Einerseits ist es ja auch nicht üblich, dass noch einer mit 46 auf die Stange geht. Wenn es einer machen möchte, soll er es einfach mal versuchen, aber dann nicht nur für ein- oder zweimal, sondern derjenige sollte schon bei nahezu allen Heim- und Auswärtsspielen dabei sein. Ich bekomme ja auch mit, dass sich im RWE-Forum der ein- oder andere anbietet, aber da ist sicherlich keiner dabei, der den Schreck vom Niederrhein über Jahre weiterführt. Es bringt ja auch nichts, dass Thema jedes Jahr neu zu diskutieren.


Jawattdenn.de:

Also können wir mit dir in nächster Zeit wieder rechnen?

Lothar:
Ich will mich da nicht festnageln lassen. Die aktuelle Stimmung der Fans muss erst mal besser werden. Wie schon gesagt, wenn es jemand machen möchte und er akzeptiert wird, werde ich bestimmt nichts dagegen haben.


Jawattdenn.de:

Nun arbeitest du beim Verein deines Herzens als Fanbeauftragter. Was zählt alles zu deinen Aufgaben?

Lothar:
Es ist natürlich schön, wenn man sein Hobby mit dem Beruf verbinden kann.
Der Aufgabenbereich ist vielfältig und umfasst mehr als nur Busfahrkarten verkaufen, wie einige behaupten.
Der Fanbeauftragte ist praktisch das Sprachrohr zwischen den Fans und Verein. Ich stehe in engem Kontakt mit dem Fanprojekt, und mit Verantwortlichen von gegnerischen Vereinen, vor Heim- und insbesondere Auswärtsspielen.
Auch versuche ich Sponsoren zu finden, die anstehende Busfahrten zu weiter gelegenen Spielen bezuschussen, damit es für die Fans billiger wird.
Allerdings wurden gleich zweimal mündliche Zusagen später zurückgezogen.

Es wurde ein Fanrat gegründet, bei dem im kleinen Kreis Fans ihre Meinung und Probleme schildern können. Um auf die Belange der Fanclubs einzugehen, wurde der Fanstammtisch eingeführt, beim dem Vertreter der Fanclubs, des Vereins und gegebenfalls des Sicherheitsbeauftragten und der Polizei miteinander diskutieren können. All dieses will koordiniert sein.


Jawattdenn.de:

Und die obligatorische Abschlussfrage, wo stehen wir am Ende der Saison?

Lothar:
Natürlich auf einem Aufstiegsplatz. Dafür hat das Team genügend Potenzial und die Konkurrenz wird auch noch Punkte lassen.


Jawattdenn.de:

Vielen Dank für das Interview


Das Interview führten Thorsten Pydde und Oliver Perrey



(tp) (op)