Spielbericht: 8. Spieltag | Karlsruher SC - Rot-Weiss Essen

Nach dem 4:4 gegen Frankfurt, ein Spiel, bei dem zumindest die Essener Offensive ihre bislang beste Saisonleistung abrufen konnte, ging es an diesem Freitag abend nach Karlsruhe, einem direkten Konkurrenten um die begehrten Nichtabstiegsplätze.

Trotz des enttäuschenden Saisonstarts trafen 500 Fans in Baden-Württemberg ein und sollten nach 6 Minuten für die Anreise belohnt werden. Sidney mit einem Freistoß in die Mitte, Kioyo brauchte nur noch einköpfen - so kann es weitergehen, dachte man sich. Wenige Momente später hätte es auch schon 2:0 stehen müssen, doch Bilgin, der auch im weiteren Spielverlauf einige Chancen vergeben sollte, schoss völlig freistehend über das Gehäuse.

Aufgeweckt dadurch, dass das Spiel schon hätte entschieden sein müssen, wachte nun Karlsruhe auf und drehte das Spiel in nur zwei Minuten. In der 16. Minute schlug Masmanidis einen Eckball auf den ersten Pfosten, der Ball wurde auf den am zweiten Pfosten lauernden Freis verlängert, der nur noch einschieben brauchte. Dieses Tor aus heiterem Himmel ist leider symptomatisch für die derzeitige Situation in Essens Defensive. Eigentlich hätte schon die Kopfballverlängerung unterbunden werden müssen, doch ging Yildirim viel zu zaghaft an den Gegenspieler, so dass das Tor von Freis nur noch Formsache war.

Nur eine Minute später - Sean Dundee überläuft auf der rechten Außenbahn Goldbaek und flankt in die Mitte. Freis steht wieder einmal völlig frei, kann den Ball unbedrängt unhaltbar in die Maschen hämmern. Wie schon beim ersten Tor konnte man nur vermuten, dass Ristau dem Karlsruher Nachwuchsspieler zugeordnet war, denn er stand mit mindestens 5 Metern Abstand noch am nähesten an Freis. Nascimento war viel zu weit von seinem Gegenspieler Sean Dundee entfernt, so dass auch er die Flanke nicht verhindern konnte. Wie Trainer Jürgen Gelsdorf neulich in einem Interview schon sagte - man fängt sich nicht nur Tore durch Abwehrfehler ein, man muss schon im Mittelfeld den Gegner attackieren. Gegen Karlsruhe war von dieser Marschrichtung jedenfalls nichts zu sehen.

Kurz vor der Halbzeitpause hätte es schon 3:1 für den KSC stehen können, doch Masmanidis traf nach einem wuchtigen Schuss aus etwa 25 Metern nur den Pfosten. Somit konnte der Essener Anhang wenigstens noch hoffen, dass in der zweiten Halbzeit der Ausgleich fällt und die Abwehr endlich sicher steht. Doch diese Hoffnung hielt nur für 7 Minuten, denn in der 52. Minute konnte der überragende Freis das 3:1 und damit die Vorentscheidung erzielen. In einem Sprint über etwa 20 Meter setzte er sich mit Ball gegen den grottenschlechten Hilko Ristau durch. Was an diesem Freitag Abend in unseren Verteidiger gefahren ist, kann wohl nur er selbst beantworten, doch das Ergebnis seiner miserablen Leistung waren drei Gegentore durch seinen direkten Gegenspieler. Einem erfahrenen Mann wie Ristau darf es einfach nicht passieren, dass er von seinem Gegenspieler, der gerade aus der Oberliga in die erste Mannschaft berufen wurde, schwindelig gespielt wird.

Als würde es nicht reichen, wenn ein Innenverteidiger einen schlechten Tag hat - auch Nascimento konnte das hohe Tempo seines Gegenspielers Sean Dundee nicht halten, so dass das 4:1 in der 55. Spielminute keine Überraschung darstellte. Eine Flanke von der rechten Seite, Dundee stürmt heran und kann den Ball ins Tor köpfen. Von Nascimento nichts zu sehen, von Sidney, unserem linken Verteidiger, der eigentlich Flanken von dieser Seite verhindern sollte, ebenfalls nicht. In den Fernsehbildern wird deutlich, wie Nascimento nach diesem Tor reklamiert - was er zu beanstanden hatte, ob er seine eigenen Leute meinte oder ob er ein Foulspiel gesehen haben wollte, bleibt sein Geheimnis - dass dieses Tor zum großen Teil auf seine Kappe ging, war eindeutig.

Nach dem 4:1 musste Ristau den Platz verlassen, eine clevere Entscheidung von Gelsdorf, denn jede weitere Minute hätte ihn wohl nur weiter demotiviert. Für ihn durfte Haarstrup auflaufen, der der Abwehr jedoch auch keine Sicherheit brachte. In der letzten halben Stunde hätte Karlsruhe noch erhöhen können, jedoch scheiterten sie desöfteren an Renno und an ihren eigenen Nerven. Erschreckend war es, ansehen zu müssen, wie die viel zu langsamen Essener Abwehrspieler im Minutentakt umkurvt wurden. Mut macht das für das Spiel gegen den 1. FC Köln jedenfalls nicht, denn Köln wird mit dem Nationalstürmer Lukas Podolski auflaufen. Zu beneiden ist Geldsdorf nicht, da er vor der Entscheidung steht, Nascimento, Ristau oder Kück gegen den schnellen Kölner Stürmer einsetzen zu müssen. Sollte die Abwehr genauso schlecht stehen wie gegen Karlsruhe, wird ein Debakel nicht zu verhindern sein. Können wir Fans nur hoffen, dass sich die Mannschaft endlich fängt und an ihre Fähigkeiten glaubt!


Torschützen

0:1 Francis Kioyo (06.) / 1:1 Sebastian Freis (16.) / 2:1 Sebastian Freis (17.) / 3:1 Sebastian Freis (52.) / 4:1 Sean Dundee (55.)

Karlsruher SC

Miller, Oswald (46. Kies), Kritzer, Eggimann (K), Hassa, Dundee (83. Mladenov), Männer, Stoll, Masmanidis, Dick, Freis (88. Rothenbach)

Rot-Weiss Essen

Renno - Sidney, Ristau (56. Haastrup), Nascimento, Ernst - Yildirim, Wedau (42. Schwarz), Goldbaek (K), Bilgin - Kioyo, Foldgast (78. Koen)

Gelbe Karten

Masmanidis (Karlsruher SC)

Schiedsrichter

Georg Schalk (Augsburg) / Assistenten - Vogler, Kampka

Zuschauer

10.200


(mk)