Spielbericht: 5. Spieltag | Rot-Weiss Essen - Energie Cottbus

So schön und so spannend kann Fußball sein! Über 11 000 Menschen waren am Sonntag Mittag an die Hafenstraße gepilgert, um die Begegnung Rot-Weiss Essen gegen Energie Cottbus zu sehen. Und die meisten davon, die Essener Fans nämlich, wurden nicht enttäuscht.

Von Beginn an zeigte sich die Gelsdorf-Truppe gegenüber den vergangenen Spielen deutlich gestärkt. Der Ball lief flüssig, die Zweikämpfe wurden angenommen und meist gewonnen, und auch der Zug zum Tor stimmte. Cottbus spielte dagegen behäbig, fast überrascht, als hätte sich die bundesligaerfahrene Elf von Ede Geyer das Match gegen die gerade aufgestiegenen "Regionalliga-Seppels" deutlich einfacher vorgestellt.

Die Folge dieser einseitigen Spielweise: das 1:0 durch Peter Foldgast, der nach schöner Vorbereitung von Bilgin und Yildirim nur noch "Danke" sagen brauchte. Kurze Zeit später war es der stark aufspielende Neuzugang Kioyo, dessen satter Fernschuss gegen den Pfosten klatschte. Immer wieder entwickelten die Essener ordentlichen Druck und konnten den Vorsprung sicher in die Halbzeitpause nehmen. Wenn es in dieser Phase des Spiels etwas zu kritisieren gab, dann höchstens, dass man unnötig oft Eins-Zu-Eins-Situationen suchte und sich festdribbelte, anstatt mit kurzen Pässen die Nebenleute zu bedienen.

Dieses Manko wurde auch nach der Pause zunächst nicht abgestellt. Zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff war es Kioyo, der in der eigenen Hälfte den Vierkampf gegen drei Cottbusser suchte - und verlor. Im Gegenzug zeigte Energie, wie das Umschalten auf Angriff funktioniert: Ballgewinn, Pass auf Mokhtari, der narrt den in dieser Situation überforderten Kück, überwindet Renno per Flachschuss - Ausgleich.

Lähmendes Entsetzen bei der RWE-Anhängerschaft. Wieder ein Spiel, in dem man durch eigene Fehler Lehrgeld zahlen müsste? Die Mannschaft reagierte und entwickelte mehr Feuer nach vorn. Der wieder einmal überragende Antreiber Goldbaek setzte eine Flanke genau auf die Stirn seines Landsmanns Foldgast, schon rappelte es in Minute 52 im Gehäuse des überraschten Gäste-Schlussmanns Berntsen.

Rot-Weiß bestimmte weiterhin das Spiel. Cottbus wurde allerhöchstens über Standards gefährlich. Wie in der 62. Minute: Eckball für die Lausitzer, der Ball kommt im Strafraumgewusel zu Thurk, der braucht nur noch einschieben - erneuter Ausgleich. In dieser Situation war die Essener Hintermannschaft nicht wirklich auf dem Posten - wohl auch eine Folge der Pausenauswechslung des bis dahin souveränen, aber stark gelb-rot gefährdeten Abwehrchefs Nascimento.

Für Nascimento war Pätz ins Spiel gekommen, der auf der rechten Außenbahn allerdings wenig Akzente setzen konnte. Dennoch sollte Pätz in der Schlussphase noch eine gewichtige Rolle spielen. Er übernahm die Rolle des Eckentreters von Koen, der wieder einmal unter seinen Möglichkeiten blieb. In dieser Phase jedoch bekam Koen den Ball nach einer Ecke auf halblinks vor die Füße, schlug eine Zuckerflanke in den Energie-Strafraum und fand den mit aufgerückten Kück, der mit seinem Treffer zum 3:2 seinen Fehler vor dem ersten Gegentreffer wieder wett machte. Zehn Minuten vor Schluss lag sich im Georg-Melches-Stadion alles in den Armen.

Doch nun hieß es noch Zittern. Referee Thomas Frank, die niedersächsische Alternative zu Pierluigi Collina, machte lange keine Anstalten, abzupfeifen. In diese Nervosität hinein bekam Essen wiederum einen Eckstoß zugesprochen, der von Pätz aus auf den eingewechselten Schwarz getreten wurde. Dessen Schuss landete unhaltbar für Berntsen in der Schlussminute im Cottbuser Tor. Ob der offiziell verkündete Torschütze Ramazan Yildirim überhaupt am Ball war - die Fernsehbilder lassen zumindest Zweifel offen. Doch auch ohne Torerfolg gehörte Yildirim auf jeden Fall zu den Matchwinnern des Tages - ebenso wie Mittelfeldmotor Goldbaek, Doppeltorschütze Foldgast und dessen Sturmpartner Kioyo, der - obwohl nicht immer fehlerfrei - sich mit seinem Einsatz schnell in die Herzen der Essener Fans gespielt hatte.

Mit breiter Brust und dem neu gewonnenen Selbstvertrauen, auch schwierige Situationen erfolgreich meistern zu können, darf sich RWE nun der schweren Auswärtshürde in Burghausen widmen.


Torschützen

1:0 Peter Foldgast (12.) / 1:1 Youssef Mokhtari (47.) / 2:1 Peter Foldgast (52.) / 2:2 Michael Thurk (62.) / 3:2 Marco Kück (80.) / 4:2 Ramazan Yildirim (90.)

Rot-Weiss Essen

Renno - Kück, Nascimento (46. Pätz), Ristau, Sidney - Bilgin, Yildirim, Goldbaek (K), Koen (82. Schwarz) - Kioyo, Foldgast (85. Schoof)

Energie Cottbus

Berntsen - Szelesi, Hysky, Berhalter (K), Löw - Reghecampf, Ogungbure, Rost (85. Meszaros), Mokhtari (58. Gunkel) - Baumgart, Thurk (75. Iordache)

Gelbe Karten

Nascimento (Rot-Weiss Essen) / Thurk, Berhalter (Energie Cottbus)

Gelb-Rote Karten

Ogungbure (Energie Cottbus)

Schiedsrichter

Thomas Frank (Hannover) / Assistenten - Viktora, Iaccarino

Zuschauer

11.904


(thm)