Spielbericht: 21. Spieltag | Rot-Weiss Essen - MSV Duisburg

Rot-Weiss Essen kann es also doch noch. Ausgerechnet gegen den Tabellenführer MSV Duisburg gelang den in vorherigen Partien streckenweise unglücklich agierenden Essenern ihre beste Saisonleistung. Am Ende sprangen drei Zähler heraus, die in den Schlussminuten noch einmal in Gefahr gerieten. Allerdings hätte es bereits vorher schon etliche Male im Kasten von Georg Koch, der trotz eines Grippeinfektes glänzend aufgelegt war und die Essener Spieler ein ums andere Mal zum Verzweifeln brachte, klingeln können. Zur Pause hätte sich der MSV keinesfalls beschweren dürfen, wenn es bereits 3:0 gestanden hätte. In den Anfangsminuten geriet die Truppe von Norbert Meier gehörig unter Druck. Erst rettete Koch gegen Bilgin. Dann setzte Kaluzny einen Kopfball nach einer Ecke an das Lattenkreuz und schliesslich rettete Brugera nach einem Kopfball von Bilgin für den bereits geschlagenen Koch auf der Linie. Da waren gerade 15 Minuten absolviert.

Die rund 18 000 Zuschauer, so sie dem Essener Lager angehörten - inklusive 3000 Gästebesucher, von denen einige zu Beginn des Spiels Rauchbomben zündeten - trauten ihren Augen nicht, was sie auf dem Rasen geboten bekamen. Über unbändigen Einsatzwillen und große Laufbereitschaft spielte Essen auf dem tiefen Geläuf die Zebras an die Wand. Der MSV kam mit dieser Art des Pressings keinesfalls klar und versuchte weiterhin seine spielerischen Trümpfe zu ziehen. Als dann Ristau im eigenen Strafraum Ahanfouf legte, hätte es eigentlich Elfmeter geben müssen. Allerdings fiel der Marrokaner so theatralisch, dass der Pfiff von Schiedsrichter Wagner ausblieb.

So ging es trotz großartiger Leistung und Chancen am Fließband für Essen nur mit einem 0:0 in die Kabine. Nach dem Wechsel gab es auch gleich wieder die erste Großchance für Essen. Kioyo schoss den Ball aus abseitsverdächtiger Position in die Maschen, Gelsdorf raufte sich auf der Bank die Haare. Auch in der Folgezeit kamen immer wieder gefährliche Flanken von Erwin Koen in den Strafraum der Duisburger und suchten Bilgin und Kioyo. Erwin Koen sei hier einmal besonders hervorzuheben, denn er lieferte sein bislang bestes Spiel für RWE in der zweiten Bundesliga ab, brachte bei jedem ruhenden Ball das Tor der Gäste in Gefahr. Vielleicht ist der Knoten nun endlich bei ihm geplatzt, denn er zeigte ja auch schon in den Spielen zuvor, wo er teilweise erst spät eingewechselt wurde und dennoch an spielentscheidenen Aktionen beteiligt war, dass seine Leistungskurve eindeutig nach oben zu zeigen scheint. In dieser Form dürfte er auch in der kommenden Woche in Cottbus wieder zur ersten Elf gehören.

Nach einer weiteren Vielzahl an Chancen für den Abstiegskandiaten hätte Lottner dann allerdings um ein Haar den Spielverlauf vollends auf den Kopf gestellt, als er nach einer Unachtsamkeit der Essener Hintermannschaft plötzlich frei vor Rene Renno auftauchte, den Ball aber am Tor vorbei schob. Später sagte er, er hätte den Ball nicht so selbstbewusst schiessen können, da der Boden sehr tief war. Eigentlich eine analoge Aussage zum kompletten Spielverlauf. Das Spiel hatte nun alles, was ein Derby benötigt. Rasse, Klasse und Stimmung in den Fanblöcken.

In der 76. Minute nahm Gelsdorf den einmal mehr glänzend aufgelegten Bjarne Goldbaek vom Feld und brachte Sven Lintjens. Gelsdorf wechselte den Sieg ein. Denn nicht ganz 60 Sekunden später stieg der Stürmer nach einer Ecke am höchsten und endlich landete der Ball erstmals im Netz. Kollektive Erleichterung im Stadion. Endlich die längst überfallige und hochverdiente Führung.

In der Folgezeit riskierte auch der MSV etwas mehr. Richtig ungemütlich wurde es dann noch einmal kurz vor Schluss, doch Essen rettete endlich einmal einen Sieg über die Zeit, hatte das Glück des Tüchtigen und, was noch wichtiger war, endlich spielte man wieder einmal ein Spiel zu Null. Gelsdorf war sichtlich erleichtert und bescheinigte der Mannschaft nach dem Spiel das Zertifikat "Zweitligatauglich". Das sahen viele der Zuschauer an diesem Tage ebenso, denn man war sich einig, wird die Mannschaft immer so auftreten, dann wird Essen zumindest zu Hause in dieser Spielzeit sehr schwer zu schlagen sein. (fsl)

Tore

1:0 Sven Lintjens (78.)

Rot-Weiss Essen

Renno - Larsen, Ristau, Haastrup, Ernst - Gaede, Kaluzny, Goldbaek (K / 76. Lintjens), Bilgin (85. Wedau) - Koen, Kioyo

MSV Duisburg

Koch - Wolters, Drsek, Baelum, Bugera (83. Ivanovic) - Wehlage, Grlic, Meyer, Lottner (K) - Kurth (76.Spitzak), Ahanfouf

Gelbe Karten

Lintjens, Koen (Essen)
Meyer, Drsek, Koch (Duisburg)

Gelb-rote Karten

Grlic (Duisburg)

Schiedsrichter

Lutz Wagner (Hofheim)

Zuschauer

17.600