Spielbericht: 14. Spieltag | Rot-Weiss Essen - 1860 München

Nach dem Abpfiff wusste keiner der 13.400 Besucher so recht, wie er mit diesem Spiel umzugehen hatte. Jede Menge Fragezeichen bleiben nach dieser Partie. Auf der einen Seite hatte man nach dem Aue-Debakel am ersten Spieltag zum 5. Mal in Folge zuhause nicht verloren und zum dritten Mal gegen einen Absteiger aus der Bundesliga nicht verloren, allerdings auch nicht gewonnen. In Anbetracht der Tatsache, dass das Essener Lazarett aus dem letzten Loch pfeift, konnte man zumindest mit der kämpferischen Einstellung der Gelsdorf-Schützlinge zufrieden sein, aber reicht dieses 0:0? Denn wirklich weiter hilft es keinem der beiden Traditionsvereine. Essens Abstand auf das rettende Ufer beträgt zwar immer noch nur 3 Punkte, aber man muss nun aufpassen, dieses nicht aus dem Auge zu verlieren.

Zu allem Übel, welches die Essener in dieser Saison bislang über sich ergehen lassen mussten, wird die Personaldecke am Sonntag bei Aufstiegsanwärter Fürth noch dünner: Francis Kioyo, eigentlich der Stürmer im Essener Kader, dem man am ehesten noch einige Treffer zugetraut hätte, schied bereits vor der Pause mit einem Muskelfaserriss aus und wird in der Hinrunde nicht mehr zur Verfügung stehen. Weitere Hiobsbotschaft: Abwehrspieler Sidney erlitt eine Zerrung im Oberschenkel, auch für ihn ist die Hinserie gelaufen. Trainer Gelsdorf, der dieses Jahr schon das eine oder andere Mal mit schwarzen Humor glänzte, meinte dann auch nach der Partie: "Wir haben jetzt noch 10 Feldspieler, dann schaue ich halt bei der A-Jugend nach, da sind noch genug übrig!"

Fußball "gespielt" wurde übrigens auch noch ein wenig an jenem kalten Mittwochabend im Georg-Melches Stadion. Essen war in der ersten halben Stunde in einer mäßigen Partie Feldüberlegen und kam gleich zu mehreren Chancen. Zunächst übersah in den Anfangsminuten Kioyo den vor Gästekeeper Hofmann freistehenden Bjarne Goldbaek, schoss selbst, scheiterte aber am Löwenschlussmann. Dann vergaben auf schwer bespielbarem Boden zunächst Lintjens mit einem Distanzschuss und schließlich noch Wedau mit einem Schuss aus knapp 20 Metern, der genau in den Winkel gepasst hätte. Wenn die Sechsziger allerdings mal ihre Angriffsbemühungen verstärkten, dann wurde es direkt gefährlich. Vor der Pause geriet der Kasten von René Renno zwar einige Male in Gefahr, jedoch ging es torlos in die Kabinen.

Nach dem Wechsel verflachte die Partie zunehmend, spielerisch war von den mit ihrem letzten Aufgebot angetretenen Essenern eh nicht viel mehr zu erwarten, doch kämpferisch überzeugten sie auf ganzer Linie. Was auch den Essener Fans nicht verborgen blieb und gleich ein weiteres Lob, wie eigentlich jede Woche, von Trainer Jürgen Gelsdorf einbrachte: "Ich finde es toll, dass die Fans unser letztes Aufgebot nach so einem Spiel, welches vom Kampf lebte, noch gefeiert haben. Und auch der Mannschaft muss ich ein Kompliment machen. Kämpferisch war das absolut top. Mehr geht nicht." Sicherlich hätte man mit der besten Formation gegen solche zahmen Löwen gewinnen können.

Später dann, als sich die schlimmsten Befürchtungen in den Fällen Kioyo und Sidney bestätigten, kam ein trauriger Trainer Jürgen Gelsdorf zum Vorschein: "Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben!" sagte er nachdenklich und spielte damit auf das ungeheuerliche Verletzungspech der Essener an. "Ich habe schon viel erlebt, aber so was noch nicht." Resignation in den Worten des Kämpfers Gelsdorf? Mitnichten. Denn der Blick ging gleich nach vorne. "Auch wenn bis Sonntag sicherlich keiner der Verletzten wieder zurückkommen wird, werden wir in Fürth auch mit elf Mann spielen und drei Mann zum wechseln haben." Vielleicht kehrt ja wenigstens Ronny Ernst wieder in die Elf zurück und steht dem Trainer bei den Bayern zur Verfügung. Fakt ist, Essen wird auch im 15. Spiel zum 15. Mal mit einer veränderten Startformation beginnen müssen und langsam aber sicher sollte man im Verein mal eine Anfrage stellen, ob eine solche Serie nicht ausreicht, um ins Guinessbuch der Rekorde eingetragen zu werden.

Rot-Weiss Essen

Renno - Sidney (72. Nascimento), Ristau, Kück, Haastrup - Lintjens, Wedau, Goldbaek (K), Yildirim - Kioyo (41. Teixeira), Schoof

1860 München

Hoffmann, Komljenovic, Tyce (K), Costa, Shao (78. Gebhardt), Kolomaznik (90. Agostino), Cerny, Lehmann, Bulut, Baier, Lepoint (60. Krontiris)

Gelbe Karten

Lintjens (Essen)
Costa, Cerny (München)

Schiedsrichter

Mike Pickel (Mendig)

Zuschauer

13.400


(fsl)