Spielbericht: 13. Spieltag | Alemannia Aachen - Rot-Weiss Essen

Als Schiedsrichter Gagelmann gestern Nachmittag gegen 16:50 Uhr den alten Westschlager Aachen gegen Essen beendete, stand zwar nominell ein Unentschieden zu Buche, wer allerdings die Reaktionen der Spieler und Fans beobachtete, dem wurde recht schnell klar, wer hier den Platz als moralischer Sieger verlassen hatte. Essen feierte, Aachen ließ den Kopf hängen.

Was war geschehen?

In der ersten Halbzeit schien das Spiel den erwarteten Verlauf zu nehmen. Aachen war drückend überlegen, zog ein herrliches Kombinationsspiel auf, Flankenwechsel über ein, zwei Stationen, Tempofußball vom Feinsten und sicher die stärkste Leistung, die man als RWE-Fan in der bisherigen Saison vom Gegner zu sehen bekam. Köln und Frankfurt hatten dagegen wie Schülermannschaften gewirkt. Essen war dabei nicht einmal wirklich schlecht. So konnten ein oder zwei in Ansätzen viel versprechende Konter gefahren werden. Der ansonsten enttäuschende und zur Halbzeit zu Recht ausgewechselte Foldgast erkannte zum Beispiel richtig, dass Straub in der 17. Minute zu weit vor seinem Kasten stand, konnte diesen mit dem versuchten Lupfer allerdings nicht überwinden.

Der angesichts des Spielverlaufs logisch erscheinende Führungstreffer der Printenstädter resultierte dann aber aus einer zumindest für die Essener Abwehr eher verwirrenden Situation. Der glänzend aufgelegte Kück rasselte bei einem Pressschlag kurz vor dem Essener Strafraum mit Bruns zusammen, welcher verletzt auf dem Rasen liegen blieb. Offenbar schien man mit einer Spielunterbrechung zu rechnen, denn nur so ist zu erklären, dass Kai Michalke nach einer Flanke vollkommen ungedeckt im Strafraum agieren konnte, sich den Ball in Ruhe zurecht legte und diesen überlegt in die lange Ecke schlenzte. Keine Chance für Renno und zugegebenermaßen ein schönes Tor.

Aachen versäumte es in der Folgezeit, den zweiten Treffer nachzulegen, der sicher vorentscheidenden Charakter besessen hätte. So kann man sich Jürgen Gelsdorf nur anschließen, der froh war, dass es nur mit einem 1:0 Rückstand in die Pause ging.

Nach Wiederanpfiff rieb man sich dann verwundert die Augen, denn nicht die Aachener waren es, die mit frischem Schwung aus der Kabine kamen, sondern die Essener Rot-Weissen! Kaum zwei Minuten waren absolviert, da schnappte sich der bienenfleißige Yildirim in der eigenen Hälfte den Ball, spielte sich durch das gesamte Mittelfeld, flankte über den Strafraum hinweg zu Lintjens, der gefühlvoll den in der Mitte völlig blank stehenden Kioyo bediente: Flugkopfball, 1:1! Was für ein Paukenschlag!

Danach waren es die Farben Rot und Weiß die sowohl auf den Rängen als auch auf dem Spielfeld das Geschehen bestimmten. Von Aachen war in dieser Zeit nichts zu hören und nichts zu sehen, womit nicht nur der aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft ein Lob zu zollen ist, sondern auch den zahlreichen Essener Anhängern, die damit ihre Zweitligafeuertaufe auf dem gefürchteten Aachener Tivoli bestanden.

Wirklich spannend wurde es erst wieder in der Schlussphase, als Aachen angesichts des doppelten Punktverlustes und der gleichzeitigen Führung der Duisburger gegen Cottbus die Brechstange auspackte und zu zwei, drei guten Gelegenheiten kam, die aber in der vielbeinigen Essener Abwehr hängen blieben.

Leider beendete RWE das Spiel auch diesmal wieder nur mit zehn Mann, denn Erwin Koen ließ sich nach einem Rempler von Michalke zu einer Tätlichkeit hinreißen und wurde konsequenterweise des Feldes verwiesen. Völlig unverständlich bleibt allerdings nicht nur die Reaktion von Koen, sondern auch die Straffreiheit von Michalke, der diese Situation mit seiner Attacke erst ausgelöst hatte. Auch zuvor hätte sich Aachen nicht beschweren dürfen, wenn der gezückte Karton nach den rüden Tritten gegen Kioyo und Schoof eine dunklere Farbe gehabt hätte.

Letztendlich bleibt festzuhalten, dass RWE besonders im zweiten Abschnitt überzeugen konnte und eine tolle Moral an den Tag legte. Allerdings wird man nach der zu erwartenden Sperre für Koen auch im 14. Spiel am kommenden Freitag zu Hause gegen 1860 München wieder mit einer geänderten Startformation beginnen müssen. Nichtsdestotrotz macht die gestrige Vorstellung Mut für die kommenden Aufgaben: Jetzt ein Sieg gegen die Löwen und die Fußballwelt in Essen sieht so düster nicht mehr aus.

Genesungswünsche gehen an dieser Stelle an Stefan Hoffmann, der nach dem Spiel mit seinem Privat-KFZ in einen Autounfall verwickelt wurde und mit schweren Prellungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. (ff)

Torschützen

1:0 Kai Michalke (34.)
1:1 Francis Kioyo (47.)

Alemannia Aachen

Straub - Landgraf, Klitzpera, Sichone, Blank - Brinkmann, Rolfes, Fiel (77. Iwelumo) - Michalke, Meijer (K), Bruns (37. Pinto / 63. Gomez)

Rot-Weiss Essen

Renno - Haastrup, Ristau, Kück - Koen, Yildirim, Goldbaek (K / 79. Nascimento), Wedau, Lintjens - Foldgast (46. Schoof), Kioyo

Gelbe Karten

Sichone, Klitzpera (Aachen)
Lintjens (Essen)

Rote Karte

Koen (Essen)

Schiedsrichter

Peter Gagelmann (Bremen)

Zuschauer

19.886

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