17.03.2007: Regionalliga Süd | Stuttgarter Kickers
- SC Pfullendorf 1:2
Parallele Welt
Der Freitag war noch nicht ganz verkraftet, noch
immer schlummerte in den Gedanken das, was gesehen
wurde. 3:1 welch Balsam für die strapazierte
rot-weiße Seele. Mit dem sensationellsten
Auswärtserfolg der letzten Jahre im Nacken ließ
sich der Samstagvormittag prima planen. Leicht verkatert
ging es nach dem Zweitligakracher vor 26.000 Zuschauern
ins beschauliche Degerloch zu Stuttgart, wo die Regionalligamannschaft
der Stuttgarter Kickers ihr Zuhause hat.
Dort musste der Tabellen-Fünfzehnte aus Pfullendorf
den Außenseitergang antreten. 2.550 Zuschauer
verloren sich in dem weiten Rund des GAZI-Stadion
auf der Waldau. Das Stadion selbst ist nur ein Schatten
des sich in der Nähe befindlichen Gottlieb-Daimler
Stadions, hat aber gegenüber dem großen
Bruder einige Vorzüge. Der Fan steht
auf der Gegengerade sehr nah am Spielfeldrand und
hat so einen großartigen Überblick auf
das Geschehen. So wurden wir Zeuge des einmaligen
"Crocodile" Dundee. Der ehemalige Nationalspieler
lässt seine Karriere bei den Kickers ausklingen.
Weitere bekannte Gesichter suchte man dagegen vergebens.
Einzig der auf der Ersatzbank startende Angelo Vaccaro
ist Fußballbeobachtern auf Anhieb ein bekannter
Name. Der Nachteil des Stadions ist allerdings das
durch eine Auflage des DFBs installierte Fangnetz
entlang der Fantribüne. Dieses irritiert und
blockiert teilweise die Sicht auf das Spielfeld
ist allerdings eine Maßnahme, die nach den Vorkommnissen
im Pokalfight gegen Hertha BSC Berlin getroffen wurde.
Die Zuschauer spendeten eine Summe von knapp 3000
Euro an den Vereins für die Finanzierung dieses
Fangnetzes.
Auf
der anderen Seite startete ein No-Name-Team aus Pfullendorf
etwas zurückhaltend in die Partie. Gut 20 Zuschauer
begleiteten die rot-weiß gekleideten Spieler
zum Derby. Ein alter Bekannter aus Regionalligazeiten
ist mittlerweile bei den Pfullendorfern unter Vertrag,
nämlich der ehemalige Kölner Spieler Marc
Zeh.
Das Spiel begann recht unterhaltsam und der Favorit
erspielte sich in der Anfangsphase einige Torchancen.
Folgerichtig fiel auch das 1:0 für den Gastgeber
durch Sean Dundee. Danach versuchten die Stuttgarter
die Partie zu entscheiden, doch sie scheiterten vor
dem Tor am Pfullendorfer Torhüter. Kurz nach
den Offensivaktionen stellten die Kickers allerdings
abrupt ihre Angriffsbemühungen ein und ließen
dem Gast einige Torchancen zu. Auf einmal stand es
noch vor dem Halbzeitpfiff relativ überraschend
1:1. Rogosic verwertete einen Pass von Außen
abgeklärt zum dennoch verdienten Ausgleich.
Mit 1:1 ging es auch in die Halbzeitpause. Die Stuttgarter
Fans blickten enttäuscht auf 45 Minuten zurück.
Dabei wirkten sie etwas unentschlossen. Einige pfiffen
die Spieler aus, andere, vornehmlich die Ultras Degerloch,
versuchten die Stimmung zu retten. Ohnehin ist die
Stimmung in Stuttgart stark von dieser kleinen Gruppierung
abhängig. Das restliche anwesende Publikum beobachtete
eher still das Geschehen. Nur selten machten mehr
als 50 Fans bei Supportaktionen mit und so verlor
der neutrale Zuschauer schnell das Interesse an diesem
Spiel. Dennoch sind die sympathischen Versuche einer
Choreographie zu Beginn der Partie sowie in der Halbzeit
zu erwähnen. Eine Anspielung auf den vergangenen
Gegner, der Zweitvertretung von Karlsruhe SC, wurde
per Rollplakat vermittelt. Kontrolle Anal
zielte auf die überdurchschnittlich zelebrierte
Kontrollaktion aller Stuttgarter Fans beim Auswärtsspiel
ab.
Nach
der Pause wirkte das Spiel unverändert auf die
Zuschauer ein. Die Kickers vielleicht spielerisch
stärker, spielten wie schon zu Ende der ersten
Halbzeit ohne jegliches Konzept und überließen
dabei dem Gegner zu viele Räume für Kontermöglichkeiten.
So verwunderte das nächste Tor nicht. Erneut
war es Rogosic, der dieses Mal einen kapitalen Abwehrfehler
nutzte und zum 1:2 traf. Das Publikum suchte nun vergebens
und unverständlich im Unparteiischen den schuldigen
Mann. Vielmehr versagten einmal mehr die mit hohen
Erwartungen gestarteten Kickers und dürften damit
die letzten Aufstiegschancen gänzlich verspielt
haben.
Auch als neutraler Beobachter verließ man eher
enttäuscht das Stadion. Ein Graus, spinnt man
den Gedanken, vielleicht in einer nahen Zukunft in
der bald folgenden 3. Bundesliga dort antreten zu
müssen. So endete auch dieser Tag mit einem Überraschungserfolg
eines Außenseiters, wie schon der Vorabend.
(tp)
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