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16.08.2006: Länderspiel | Deutschland - Schweden 3:0 (3:0)


Umfeldbericht Deutschland vs. Schweden in der Turnhalle von Herne-Ost

Bei uns auf der Arbeit regiert das Chaos, die Chefin krank, die Kollegen im Urlaub, viel Arbeit für den Rest der verbliebenen Mitarbeiter. Manch einer kommt kaum noch vor 19 Uhr raus. Warum ich das erzähle? Naja, vielleicht kann ich hiermit erklären, wer mich geritten hat, die wohl modernste Turnhalle Europa´s doch noch zu betreten. Ich hab Karten über einen Arbeitskollegen erhalten, der mittem im Streß versinkt. Und wenn ich schon von der WM im Stadion nichts mitbekam, wollte ich mir doch so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen, zumal es die Karten auch noch zum Originalpreis gab. Block S5, Reihe 11, schon nicht schlecht.
Ich kenne wohl Dresden, Hamburg, Berlin oder München besser als GE, das liegt daran, dass mein Vater, als ich noch ganz klein war, mal zu mir sagte: „Junge du kannst alles tun, ich bin dein Vater, ich verzeihe dir, aber wirst du Schalker, bring ich dich um.“ Ich glaub noch heute dran.

Dank der WM hat man in Herne-Ost wohl gut vorgesorgt, so bemerken wir gar nichts davon, dass hier über 50.000 Leute eine Stunde vor Anpfiff zu einem Fussballspiel wollen. Zügig sind wir auf den kostenlosen Parkplätzen. Fussweg hat man auch nicht mehr als 500 Meter. Die Arena kennt man ja aus dem Fernsehen zur Genüge, nur erscheint sie in Wirklichkeit irgendwie mikriger. Aber sei´s drum. Wer die modernen Sicherheitsschleusen samt Metalldetektor hinter sich hat, darf dann über den Aussengang über spiegelglatte Metallplatten einmal ums Stadion rum wandern zu seinem Block, das knappe Geländer mit den ca. 50 Metern freiem Fall dahinter sorgen für zusätzlichen Adrenalinausstoss.

Im Stadion selber ist die Schlange so klein an der Würstchenbude, dafür stehen doch einige Leute an so einem komischen Stand an, wo für mich sowas wie Telefonkarten verkauft werden, naja, scheiss drauf. 2 Würstchen und 2 Cola für knackige 14 Euro, irgendwie happig, aber auch hier egal. „Ihre Karte bitte!“ „Meine Karte?“ „Ihre Knappencard“ ich antworte ganz weltmännisch „Hä?“ „Sie müssen dort hinten eine Knappenkarte kaufen!“ Seltsam, wenn ich im Supermarkt einkaufe, kauf ich doch nicht erst ne Karte vorher, komisch. Aber ich denke ich verstehe den tieferen Sinn: GE hat ja bekanntlich „a´ bissal´ meh´“ Erwerbslose als andere westdeutsche Städte, vielleicht gibt hier das Arbeitsamt statt Wertmarken Knappencards aus, ist ja ne Bergarbeiterstadt.

Naja, endlich sind wir drin, Stimmung ist toll, die Halle prall gefüllt. Ansich kann ich wirklich nichts schlechtes sagen über die Arena, wirklich schön gemütlich, breite Zugänge, schnelle Wege, moderne Einrichtung, gute Sicht, tolle Akkustik. Nur eines fehlt mir hier irgendwie: „Wo ist hier das Fussballstadion?“ Die Arena ist, besonders mit zuem Dach nichts anderes als eine Mehrzweckhalle, Hallenfussball muss hier toll sein, nur wirklich beim „normalen“ Fussball fühl ich mich nicht. Das wird heute auch dadurch verstärkt, dass scheinbar hier gar nicht die deutsche Nationalmannschaft der Männer spielt, sondern entweder Birgit Prinz und Co oder Robbie Williams. Es sind deutlich mehr Frauen in der Halle als Männer, ansich gar nichts schlechtes, jedoch ist es für mich doch etwas befremdend, dass ständig um uns herum „Mmh, der Poldi, da ist er“ oder „bor, hat der Schweine Beine“ gekichert wird.

Das Eventpublikum mit Vater-Mutter-Kind ist auch mehr als gegenwärtig. Neben mir sitzt ein Pärchen mit Kind, sie trägt ein Trikot-ähnliches Oberteil, der einzige Unterschied ist der Aufdruck neben schwarz-rot-gold: „T-Com“. Er schwenkt eine Deutschlandfahne, nur nicht mit Adler, sondern „OBI“ drauf. Eigentlich fehlt dem kleinen nur noch eine Kappe „Deutschland-Fan, powered by Großunternehmen“.

Pünktlich zu Anpfiff und Nationalhymnen ist dann der Platz eingenommen, Wurst und Cola verzehrt und es kann losgehen. Ich hab früher immer die Nationalmannschaft im Fernsehen gesehen, so Mittwochs abends auswärts in Kasachstan, wo man ganz souverän mit 2 Torschüssen 1:1 gespielt hat. Da waren teilweise sogar die Eigenproduktionen von RTL interessanter. Jetzt jedoch ist nicht nur auf dem Rasen auf einmal eine ganz andere Stimmung. Die ganze Halle singt „Steht auf wenn ihr Deutsche seid“ oder „Deutschland – Deutschland“. Vor der WM hätten sich bei „Steht auf wenn ihr Deutsche seid“ mehr Leute unter den Sitz verkrochen als aufgestanden wären, vor der WM war „Stolz auf Deutschland“ gleichbedeutend mit Rechtsradikal. Jetzt auf einmal ist der Umgang mit den eigenen Farben, dem eigenen Land, viel lockerer geworden. Auch sieht man nicht mehr wie noch vor einigen Jahren z.B. in Dortmund gegen Schottland überwiegend Vereinsschals, 99% der Leute sind in Weiss-Schwarz bzw. Schwarz-Rot-Gold gekleidet. Hoffentlich kann man diese positive Stimmung lange behalten.

Die Mannschaft tat jedenfalls, günstig direkt vor unseren Plätzen, einiges dafür, dass dies so bleibt. Mit sichtlichem Spaß zauberte man schnell 2 Tore gegen eine hoffnungslos überforderte B-Elf der Schweden. Auf einmal macht es richtig Spaß, Nationalmannschaft zu gucken. Während Weltmeister Italien lieber die Streetfight-Künste gegen Kroatien schärft anstatt Tore zu schiessen, begeistert Deutschland mit 90 Minuten Spaß am Sport und dem hoch verdienten 3:0.

Zum Verkehr sei noch etwas gesagt: in 15 Minuten waren wir aus GE wieder in Essen, kaum Stau, perfekte Organisation.

Eine kleine Randnotiz noch: ein Flitzer, scheinbar auch schon Mode heut zu Tage, schafft es auf den Rasen, läuft herum, Spiel läuft weiter, die Ordner reagieren nicht, kaum Fans reagieren, er schaut schon ein bisschen hilflos drein mit dem T-Shirt in der Hand. Aber zum Glück klatschen dann doch noch alle, als man endlich 3 Ordner los lässt, die routiniert den Fan vom Rasen schieben, was auch Auswechselspieler Mike Hanke zum Schmunzeln bringt.


(mn)




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