22.11.2005: Champions League: FC
Barcelona - Werder Bremen
Dienstag morgens, 6 Uhr in Deutschland. Genauer gesagt
in Essen-Kray, denn dort trafen sich die beiden Autobesatzungen
aus Essen, um Bremen zum Gastspiel in Barcelona zu
begleiten. Relativ zügig ging es dann auch zum
Flughafen nach Eindhoven, wo vormittags die Maschine
Richtung Südeuropa starten sollte. Zuvor wurde
noch die eine oder andere Autorallye auf der Playstation
im Kinderparadies des Flughafens ausgetragen sowie
dem gemeinsamen Alkoholgenuss nachgegangen.
Pünktlich um 10 Uhr saßen wir also im Flieger.
Nichts anderes als gute Stimmung war zu erwarten,
schließlich flogen etwa 70 Fußballfans
von Eindhoven aus nach Spanien. Nach den zwei Stunden
im doch recht unbequemen Billigflieger mit seinen
überhöhten Bierpreisen erwarteten uns noch
90 Minuten Busfahrt vom Flughafen in Gerona nach Barcelona,
die von einem Teil der Besatzung schon mit Schlafen
verbracht wurde. Schlafen das sollte man an
diesem Tag nach der Busfahrt lange nicht mehr können.
Endlich in Barcelona angekommen, machten wir uns auf
in Richtung irgendeines Kreisverkehrs mit einer Statue,
vor der die Werder und der RWE sowie die
Wild Boys Fahnen gespannt wurden. Auf
dem etwa 20 minütigen Fußmarsch machte
man sich Gedanken darüber, warum in Spanien Hühner,
Pytons, Geccos und Schildkröten auf der Straße
verkauft werden, wie die Einwohner von Barcelona eigentlich
heißen (wer es weiß, kann mir ja mal Bescheid
geben) und warum es auf einer Hauptstraße in
Barcelona so wenig Supermärkte gibt, in denen
man sich preiswert mit Speisen und Getränken
eindecken kann.
Nach etwa einer Stunde wurden wir von ein paar Bremern,
die zufällig vorbei kamen, auf einen Platz gelotst,
auf dem sich etwa 800 Bremer Fans gesammelt hatten,
feierten und sich auf das Spiel freuten. Als die Stimmung
auf dem Höhepunkt war, setzte man sich mit bis
dahin etwa 1.000 angesammelten Fans hinter der Bremen-Fahne
in Bewegung zur U-Bahn, die uns dann zum Stadion führte.
Auch wenn man sich die 100.000-Mann-Schüssel
in Barcelona gigantisch vorgestellt hatte, war man
beim Anblick dieses riesigen Stadions von außen
überrascht. Mitten in einem Wohngebiet zwischen
Kneipen und Einkaufsläden ragt das 1956 erbaute
und 1980 sowie 1994 umgebaute Nou Camp wie ein Koloss
aus dem Boden heraus. Entsprechend viele Treppen passierte
man auch beim Anstieg, schließlich wurde den
6.000 mitgereisten Bremer Fans eine Seite des Oberranges
des mit 70.000 Fans gefüllten Stadions reserviert.
Der Überblick über das Spielfeld war fantastisch,
so dass man leider nach nur 14 gespielten Minuten
das 1:0 für Barcelona durch Gabri nach einem
traumhaften langen Pass durch Ronaldinho aus bester
Perspektive bewundern musste.
Schon 8 Minuten später konnte Tim Borowski, Bremens
bester Spieler auf dem Platz, einen zweifelhaften
Elfmeter für die Norddeutschen verwandeln, nachdem
Johan Micoud an der Strafraumgrenze von den Beinen
geholt wurde. Die Freude währte jedoch nicht
lange, denn in der 26. Minute, nur vier Minuten nach
Borowskis Ausgleichstreffer, brachte der stark spielende
Ronaldinho seinen FC Barcelona abermals in Führung.
Für dieses Tor konnte Ronaldinho allerdings nicht
wirklich viel, hatte er doch den Ball aus ca. 30-35
Metern Entfernung in die linke Ecke des Tores geschossen.
Reinke war so überrascht von diesem Schuss, dass
er den Ball nicht abwehren konnte, obwohl er sogar
in der richtigen Ecke stand. Klarer Torwartfehler
und sehr bitter für Mannschaft und Fans.
Nichts desto trotz spielten sich die Bremer die eine
oder andere weitere Torchance heraus, ohne dabei gefährlich
zu werden. Zu schwach und harmlos waren die Schüsse
in Richtung Tor von Victor Valdes. Larsson machte
es in der 71. Spielminute besser und sorgte nach einem
tollen Pass von Ronaldinho für die Entscheidung.
1:3 verloren, keine guten Karten, um in die nächste
Runde einzuziehen, man könnte also von schlechter
Stimmung unter den Fans ausgehen. Anders am Dienstag
abend im Bremer Block, denn dort wurde die Mannschaft
auch Pechvogel Andi Reinke nach dem
Abpfiff gefeiert als hätte sie gewonnen. Leider
wussten die Spieler die Unterstützung von den
Rängen nicht zu schätzen und liefen auf
schnellstem Wege in die Kabine, was allerdings bei
der großen Enttäuschung nicht völlig
unverständlich war.
Nach der für internationale Begegnungen (und
leider auch im nationalen Fußball viel zu oft
praktizierte) schon normal gewordenen Blocksperre
durch die etwas gereizt wirkenden spanischen Polizisten
ging es zurück zum Treffpunkt, für den sich
der Platz in der Innenstadt auszeichnete. Was man
bisher nur im Fernsehen über (Spanien)urlaube
sehen musste, wurde in dieser Nacht bittere Realität.
Einige Fans wurden von Taschendieben bestohlen, die
sich als Bier-Schwarzverkäufer (nach 23 Uhr darf
außerhalb von Kneipen kein Bier verkauft werden)
oder als Rollerbladefahrer(in) ausgaben und auf den
schnellen Euro aus waren. Nervig, diesen Menschen
ständig ausweichen zu müssen, so dass wir
uns relativ früh auf den Weg zum Busbahnhof machten.
Nach einiger Wartezeit brachte uns der Busfahrer müde
nach Gerona, von wo aus am frühen Mittwoch morgen
die Heimreise angetreten wurde.
Als Fazit kann ich mich bei den Mitreisenden und den
Bremer Fans nur für diese zwei feucht-fröhlichen
Tage bedanken und hoffe, dass das Wunder von der Weser
geschieht und wir zu Beginn des nächsten Jahres
eine weitere Champions League Tour planen können!
Werder und der RWE! Freundschaft ein Leben lang
(mk)
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